…heißt der neueste Politskandal im kleinen Frankreich. Resultat einer investigativen Recherche beim Mittagessen.
„Wisst Ihr, was mir heute passiert ist?“ fragt Fred und beißt genüsslich in die auf seine Gabel aufgespießte Pommes. „Nee“, meinen Lorélie und ich wie aus einem (halbvollen) Munde. Gemeinsam mit ihm und Fabien sitzen wir im zehnten Stock der Maison de la Radio, schöpfen die Vorteile der Kantine mit Blick auf den Eiffelturm aus.
„Naja, ich war für France Inter beim Palais de la Justice und sollte dort über einen Prozess berichten“, sagt er. „Und pflichtbewusst wie ich bin (seine Brust schwillt leicht an) hab ich den gefährlichen Korkenzieher, der immer in meinem Rucksack rumfliegt, am Empfang abgegeben – im Gegenzug gegen eine Quittung.“
Wir drei nicken und kauen weiter.
Fred vertilgt ein Stück Fleisch mit Brokkoli. Dann fährt er fort: „Als ich zwei Stunden später mit meinem Durchschlag in der Hand das gute Stück wieder abholen wollte, waren weder Korkenzieher, noch das Original-Ausleihblatt zu finden, das einfach aus dem Block herausgerissen war! Und so etwas im Justizpalast!“
„Skandal!“, meint Lorélie. Und Fabi und ich nicken zustimmend. „Ein wahres Korkenzieher-Gate„, fügt Ersterer leise hinzu.
Dann sage ich verwirrt: „Aber hat denn der Heini am Empfang so getan, als wüsste er von nichts und kenne dich nicht?“
„Nee, das war ja ein anderer als vorher“, erklärt Fred. „Und er war auch total hilfsbereit: hat erstmal seinen Vorgesetzten angerufen und überall herumgefragt, ob jemand was wüsste. Er hat mir sogar versprochen, die Aufzeichnungen der Überwachungskamera durchzuschauen…“, sagt er – (fast) bitterernst.
„Hmmm“, meint Fabien und die Reporterantennen fahren ihm sichtlich aus dem Kopf. „Du könntest … der Sache ja einmal nachgehen!“ Er hüpft leicht aufgeregt auf dem Stuhl hoch und runter. „Also – erstmal müssen wir Näheres über den Übeltäter herausfinden“, raunt er verschwörerisch. „Das nächste Mal gibst Du einfach mal zwei Flaschen Wein ab: einen Rot- und einen Weißwein. Mal gucken, welche von beiden zwei Stunden später noch da ist…“
„Ja genau“, stimmt Lorélie mit ein, „ und dann ein Paar … nein, drei Paar Schuhe, in verschiedenen Größen und dann ein Shampoo für Blonde und eins für Dunkelhaarige, und dann einen Anzug und ein Kostüm …“
Und jetzt soll noch mal einer sagen, wir hätten nichts gelernt auf unserer Journalistenschule.
L.