…wird in Frankreich zum „Verbrauchsgegenstand“. Beispiele der französischen Liebe (?) zum Auto.
Zum ersten Mal in unmittelbaren Kontakt mit dem Pariser Straßenverkehr kam ich im August 2005, drei Tage nach meiner Ankunft in der französischen Hauptstadt.
„Fährst Du mit mir zum Flughafen Orly und nimmst das Auto wieder mit zurück?“ hatte mich Pierre gefragt, der Franzmann, der mir für drei Wochen behelfsweise sein Zimmer im 15. Arrondissement vermietete. „Ist auch ganz einfach. Du musst nur den Périph(érique) entlangfahren.“ Der Boulevard Périphérique ist die Stadtautobahn, die sich ringförmig um die Pariser Innenstadt zieht.
Ich schluckte, dachte an die immer wiederkehrenden Witze über den französischen Fahrstil – ein Freund von mir hatte erst neulich gemeint: „Ich hab jetzt verstanden, wie man in Frankreich Auto fahren muss – einfach draufhalten und ja nicht in den Rückspiegel gucken!“ Damals hatte ich mitgelacht, heute jedoch war mir gar nicht nach scherzen zumute.
Aber ’nein‘ sagen konnte ich auch nicht. So fand ich mich etwa eine dreiviertel Stunde später mit Pierres Wagen-Schlüssel in der Hand wieder, winkte ihm noch kurz zu, als er im Terminal verschwand und drehte mich dann schluckend zu dem kleinen Renault um, der da auf mich wartete.
Ohne Zwischenfälle kam ich jedoch einige Zeit später bei der Metrostation „Balard“ an, fand schnell einen Parkplatz und dachte „super, dann kann ich nochmal seitwärts einparken üben“. Ja, üben kann man das nennen. Das „Einparken in zwanzig Zügen“ hätte meinen Fahrlehrer aber bestimmt nicht erfreut. Entsprechend schämte ich mich (so ab dem 4. Zug etwa), meine Hände wurden schwitzig, ich lief rot an, dachte nur „mein Gott, hoffentlich sieht mich hier keiner!“. Als der Renault endlich brav in Reih‘ und Glied stand, sprang ich auf den Bürgersteig, duckte mich hinter dem Auto und guckte ängstlich über die Motorhaube in Richtung einer Gruppe rauchender Büroangestellter, die auf der anderen Straßenseite eine Pause machten. Nicht einmal registriert hatten die mich (obwohl die Straße nun wirklich nicht sehr breit war) und ich dachte nur: „Hmm… parken denn hier alle so katastrophal ein wie ich?“ Entspannt stand ich auf und ging ich nach Hause.
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Dass Ausparken noch abenteuerlicher sein kann als Einparken, sah ich spätestens im Frühjahr dieses Jahres. In der Nähe der Champs-Elysées wohnte ich da, trug gerade mein Baguette nach Hause, als ich den Ford Ka erblickte, dessen Stoßstange seine Herrin gerade zweckent… äh … benutzte.
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Dass die Französken dabei rabiater im Straßenverkehr sind, kann dem Zuwanderer praktisch nicht entgehen: Kaum ein Auto düst durch die (Pariser) Straßen, an dem nicht mindestens ein oder zwei Beulen zu sehen sind.
„Meinen Käfer bring ich auf keinen Fall nach Paris!“ hatte mir so einmal ein deutscher Freund und Autofan bei der Randonnée (der Pariser Skatenight) gesagt. „Schließlich will ich, dass er noch ein Weilchen durchhält – und zwar ohne Beulen!“
Und auch Französken bleibt diese Wahrheit (?) nicht verborgen, wie mir vor ein paar Wochen klar wurde: „Lisa, kannst Du für meinen Freund mal in Deutschland anrufen?“ hatte mich Yana gefragt, mit der ich zu Anfang in Villejuif zusammengewohnt hatte. „Er hat da nämlich ein gebrauchtes Auto gesehen, das er gerne kaufen würde.“ Und das Auto sei wohl günstig und gut in Schuss, fügte sie hinzu.
Also rufe ich an bei dem Privatmann, der seinen BMW verkaufen will. „Ja“, sagt er, „der ist noch zu haben.“ Und als er meine Erklärung über den Anruf für den Freund einer Freundin hört, lacht er nur: „Das kommt mir bekannt vor – mein Cousin ist auch Franzose und für den musste ich auch schonmal in Deutschland einen Gebrauchtwagen suchen. Ist ja auch klar: Während Autos hier nach zwei, drei Jahren Benutzung noch aussehen wie neu, sind sie in Frankreich schon völlig fertig mit der Welt!“
L.
Wirklich interessant der Fahrstil der Franzosen. Hab ich bei unserer Durchreise auch gesehen, wie da geparkt wird.
Im Gegensatz dazu ist für die Leute bei uns das Auto ja ein Heiligtum.
Fahrst du gelegentlich in Paris noch mit dem Auto oder weniger? Was ich auch immer gesehen habe, die Parken teil auf Bürgersteigen und fahren mit dem Auto über 20cm hohe Bordsteinkanten.
Würdest du für einen Parkplatz auch über einen sehr hohen Bordstein auffahren wie die Pariser oder dann doch eher die vorsichtige Parkweise bevorzugen?
Hmm. Ich hab nen Roller, mit dem fahr ich hier auch. Auto hab ich keins, also komme ich selten in den Genuss 🙂
Das mit dem Bordstein würde ich eher vermeiden, wenn es sich denn vermeiden lässt …
Dazu bin ich dann doch zu deutsch 😉
Li.