„Ecstasy könnte unsere Zukunft sein!“…

… sagt Jack mit nachdrücklichem Blick. „Schließlich hat es bisher keiner geschafft, der Droge jegliche negative Effekte nachzuweisen. Und dass der Stoff die Denkfähigkeit erhöht, ist ja wohl unbestritten!“

Der ruhige Sommer ist vorbei. Alle Hausbewohner plus einem sind wieder eingeflogen.

Jack, der vorher in dem Zimmer im ersten Stock gewohnt hat (ich wohne auf Ebene anderthalb), hat sein Bett abgegeben an Rob – Ire, Freund der Hausfamilie und nun also neuer Mitwohni.

Und bis der große, blauäugige Engländer mit den blonden Locken in eine neue Bleibe zieht (voraussichtlich irgendwann nächste Woche), schläft er auf dem Sofa in der Küche. Genau dort sitzt er jetzt auch, in Shorts und Schlafsack, und guckt mich an.

„Ich empfinde das einfach als Beleidigung, wie Ecstasy und andere die Denkfähigkeit stimulierende Drogen verteufelt werden„, sagt er. „Tabak und Alkohol sind sehr viel gefährlicher – sie machen süchtig und teilweise auch agressiv.“ Schließlich kosteten die Tausenden an Briten, die wochenendlich über den Durst trinken, den Staat Millionen an Pfund. Dann erzählt Jack die Geschichte der Mutter einer Freundin, die Lungenkrebs hat – und das, sagen die Ärzte, weil sie vor 20 Jahren einmal sechs Monate lang geraucht hat.

„Ecstasy hingegen konnte man bis heute keine Nachteile nachweisen – zumindest wenn die Droge in Maßen konsumiert wird“, fügt er hinzu. Und weil wir sonst immer nur einen kleinen Teil unseres Gehirns nutzten, mit dem Rauschmittel aber sehr viel kreativer würden, sollten wir diese Chance ergreifen – „und mit Ecstasy den Sprung in eine neue Ära schaffen!“

„Galileo, Darwin und andere Genies hat man ihrer Zeit auch verkannt – ich glaube, das Gleiche passiert zurzeit mit Stoffen wie Ecstasy und Co!“, sagt er. So helfe die „Liebes-Droge“ eventuell gegen Parkinson und habe außerdem „den Rassismus in Großbritannien gelindert“. Das jedenfalls hat Jacks portugiesischer Dealer erzählt, der früher immer nur schwarze Freunde hatte. Als in den 80er Jahren jedoch Ecstasy auf den Markt kam, hätten sich Schwarze und Weiße zum ersten Mal umarmt – natürlich auf der Tanzfläche.

Ich höre ihm schweigend zu, stelle nur manchmal Zwischenfragen, versuche leise, gegen zu argumentieren – zum Beispiel, was die langfristigen Effekte angeht, die noch unerkundet sind. Oder auch die psychische Abhängigkeit der Droge. Jack beruft sich daraufhin auf fehlende Beweise und gemäßigten Konsum.

Auf dem Küchentisch vor mir liegt das Stück einer Packung Pflanzendünger. Doch seinen Pflanzen sollte man den Stoff, der ehemals in der Packung war, lieber nicht geben, haben meine Mitbewohner mir vorher erzählt. „Das ist eine legale Droge, die ist fast wie Ecstasy“, erklärten sie. „Und nur weil die Hersteller eine Substanz aus Ecstasy herausgenommen haben und das ganze als Pflanzendünger tarnen, ist es nicht illegal.“ Eine Gesetzeslücke, die die Regierung bald schließen will.

plantfeeder

„Doch bis dahin, Lisa, werden wohl noch einige Monate vergehen“, sagt Jack und guckt mich an,  eindringlich. „Zeit, die Du zum Ausprobieren nutzen könntest.“

L.

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About Lisa (ich selbst)

Huhu! Ich bin Lisa. Seit 2005 wohne ich nun im schönen, kleinen Paris. Schön ist's hier, nette Leute gibt's und viele lustige Dinge passieren. Aber - lest doch einfach selbst... L.