Die Jecken sind los …

… beim Notting-Hill-Karneval im Westen Londons. Impressionen aus einer posh area, die für zwei Tage zu Klein-Jamaika wird.Ich ströme mit den Massen die Treppe hoch, vorbei an den omni-presenten Met-Officern, die das Geschehen fest im Blick halten. Hiphop-Musik schallt aus Mega-Lautsprechern gleich neben dem Tube-Ausgang, Rauch durchdringt die Luft zwischen den adretten, weißen Reihenhäuschen dieses schicken Wohngebiets Londons, das einst auch schon Julia Roberts und Hugh Grant für sich entdeckten.

Die Narren um mich rum tröten, pfeifen, haben Jamaika-Fahnen um ihre Schultern geschlungen. Ich kommen an einem Rasta-Papa vorbei, dessen schwarze, melonenartige Häkelmütze die monströse Haartracht darunter nur erahnen lässt. Mit einem Joint-Stummel im Mundwinkel zeigt er seinem circa dreijährigen Nachwuchs, wie echte Jamaika-Rocker ihre Sonnenbrille am T-Shirt befestigen. Der kleine Mann schaut dem großen Mann aufmerksam zu, wippt dabei (mehr oder weniger) im Takt zu den Drum-’n‘-Bass-Beats, die durch die Luft wallen.

Grillbuden zieren die Straßen mit afrikanischen und jamaikanischen Speisen im Angebot. Hier und da hat sich auch mal ein Chinese zwischen geschummelt, ist so mittel erfolgreich mit seinen Glasnudeln und Frühlingsrollen.

Auf der Suche nach dem Karnevals-Umzug komme ich an langen Schlangen vorbei, die vor Wohnungstüren anstehen. „Toilets: 1 Pound“ steht auf weißen Zetteln, die neben dem Eingang hängen.

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Anwohner, die das Geschehen lieber aus der Ferne beobachten wollen, sitzen in Gartenstühlen auf ihrem Balkon im ersten Stock, ein Rotweinglas in der Hand. Andere machen private Grillparties in ihrem Vorgarten – oder aber setzen sich auf ihre Fensterbank, mit ’nem Käse aufm Kopp!

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Nach zweimal Nachfragen finde ich ihn endlich, den berühmten Karnevalsumzug des nach Angaben der Website größten Festivals seiner Art in Europa.

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Ich rocke neben den Profi-Karnevalisten hinter den Musikwagen her.

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Es ist jetzt circa 16 Uhr, angefangen hat das Spektakel um 9 Uhr morgens. Von Müdigkeit ist bei den Tänzerinnen jedoch keine Spur (bitte die Lautsprecher abschalten – das Video ist heillos übersteuert, sorry!)

Und während der Umzug um 18.30 Uhr sein (gestriges) Ende findet – am Montag wird erneut genarrt – tanzt das Party-Volk in den umliegenden Bars weiter, bis spät in die Nacht hinein …

L.