Als Engel in weiß…

…hat sich die kleine Segolène Royal heute präsentiert in der Sendung „J’ai une question à vous poser“ (= Ich möchte Ihnen eine Frage stellen). Zum zweiten Mal wurde dort einer der Präsidentschaftskandidaten vorgestellt (Wahlen sind hier am 22. April bzw. die zweite Runde am 6. Mai), vergangene Woche war mein „Lieblingskandidat“ Sarkozy an der Reihe. Den Fragen von etwa 80 „repräsentativen“ Franzosen hat sich die kleine Segolène gestellt – das Publikum war dabei bunt gemischt von Beamten des höheren öffentlichen Dienst bis hin zu Winzern (wo sie die alle ausgegraben haben, würde ich allerdings gerne wissen – das war bestimmt à la Arabella, jeder kriegt nen 20er inne Hand und dann liest er die Frage vor, die auf der Karte steht…). „Was tun Sie, damit die Wohnungspreise in Paris sinken“ oder „Wie verhindern Sie, dass die Bauern zugrunde gehen, wenn 2013 die PAC ausläuft“ (also die Politique Agricole Commune, was die europäischen Agrarsubventionen meint), stand zum Beispiel auf den Karten. Und jede Frage beantwortete Sego zunächst mit einem strahlend weißen Lächeln (wer weiß, vielleicht hat sie grade ihre Dritten bekommen oder aber sich zur Abwechslung mal die Zähne geputzt…). Außerdem machte sie jedes Mal einen Schritt um ihren kleinen Stehtisch in der Mitte des Raumes auf den Fragenden zu und öffnete weit die Arme – so als sie darauf wartete, dass ihr Gegenüber ihr gleich weinend um den Hals fallen würde.
Meine Lieblingsstelle war jedoch eindeutig, als der Elektriker aus der dritten Reihe meinte, sie sollte doch mal einen Teil der Regierung, also eines der Ministerien in die Banlieues verlegen. Anstatt mit Engelsgesten antwortete Segolène mit einem nervösen Lachen. Monsieur ergriff daraufhin erneut das Mikrophon und sagte, er meine das ernst, das sei nicht zum Lachen. Sofort hatte sich die Präsidentschaftskandidatin wieder scheinbar im Griff und hielt seinen Vorschlag natürlich für eine hervorragende Idee. Während ihrer minutenlangen Lobesrede auf ein harmonisches Frankreich, die auf jede Frage folgte, kam sie schließlich, wie bei jeder Frage (fragt mich nicht wie…), auf Grundschulen zu sprechen. Denn da läge ja der Keim aller Probleme, dort müsse die Politik ansetzen, um endlich die französische Kurve wieder hoch zu kriegen! An dem Punkt war sie dann auch wieder voll in Schwung, hatte sich anscheinend von dem Schock erholt, sich selber neben steinewerfenden Banlieue-kids in ihren schicken Mercedes steigen zu sehen…

Eine Sache muss man der kleinen Segolène jedoch zugute halten: teure Sektempfangs wird sie abschaffen und freie Logis für die Großfamilie aller Minister gäbe es nun auch nicht mehr. Heißt das, es geht nun WIRKLICH bergab mit der République Francaise…?

L.

Posted in Allgemein

About Lisa (ich selbst)

Huhu! Ich bin Lisa. Seit 2005 wohne ich nun im schönen, kleinen Paris. Schön ist's hier, nette Leute gibt's und viele lustige Dinge passieren. Aber - lest doch einfach selbst... L.