Essen …

… ist in Frankreich ein besonderes Ritual – um nicht zu sagen, das Leben organisiert sich um die Mahlzeiten herum. Doof nur, wenn ich daherkomme. Und die Regeln dieses Rituals nicht kenne(n will).

„Hey, was sagt Ihr zunem Picknick am Sonntag um halb sechs?“, frage ich in die Runde. Stille. Sechs große Augenpaare meiner Mitjournalistenschüler starren mich an. Verwirrt starre ich zurück, sage schließlich: „Hä? Was isn hier los?

Weitere 30 Sekunden vergehen, in denen sich zwei Kultur-Welten verständnislos anstarren.

„Picknick? Um halb sechs?“ bricht es  schließlich aus Jean-Jacques heraus. „Was isn das für ein Picknick? Mittagessen oder Abendessen?“

Und dann verstehe ich: Ich habe, einmal mehr, das zerbrechliche kulinarische Gleichgewicht meiner Französken ins Wanken gebracht. Denn unter Picknick verstehen ihrereins nunmal eine MAHLZEIT, wie mir Lolotte daraufhin erklärt. Und Mahlzeiten nimmt man im Land der Menschenrechte außer frühmorgens zur Mittagszeit (zwischen 12 und 14 Uhr) oder zur Dîner-Zeit ein (gegen 20 Uhr). Halb sechs fällt deswegen nicht unter Mahl- und Picknick-Zeit – eine Regel, derer ich mir bisher nicht bewusst war.

Und dabei hätte ich es mir doch denken können.

Denn jedes Mal, wenn mich nach spätem 11-Uhr-Frühstück erst gegen drei Uhr der Hunger wieder einholt, muss ich in Kauf nehmen, mein Sandwich zwischen erstaunt guckenden (um nicht zu sagen glotzenden) Französken zu mümmeln.

Und ich hätte es mir auch denken können nach den Reaktionen auf meine Aussage, dass ich keine Küche habe (Mikrowelle und Wasserkocher müssen reichen in meinem Luxusloft): „Wie machst Du das nur?“ hat mich bis jetzt jedes Französken gefragt und mir unwillkürlich das Gefühl gegeben, ich würde tagtäglich nach Crocodile-Dundee-Art mit einer Machete bewaffnet das Outback durchqueren – so heldenhaft ist es, in dieser Welt ohne Küche zu überleben.

Ähnliche Bemerkungen ernte ich übrigens, wenn ich sage, dass ich kein Fleisch esse (ein doch wichtiger Bestandteil der französischen Cuisine). Von meinen zwanzig Lebensmittel-Allergien erzähl ich lieber erst gar nicht …

L.

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About Lisa (ich selbst)

Huhu! Ich bin Lisa. Seit 2005 wohne ich nun im schönen, kleinen Paris. Schön ist's hier, nette Leute gibt's und viele lustige Dinge passieren. Aber - lest doch einfach selbst... L.