„Das deutsche Krankensystem (2) …

… ist der echte Knüller!“, denke ich inzwischen – nach ganzen acht Monaten Wartezeit auf meine Carte Vitale. Teil zwei eines nicht enden wollenden Dramas.

Äh, wo war ich? Ach ja:

„Voller Hoffnung gehorche ich, gehe danach mit dem Ersatzwisch bewaffnet in die nächste Apotheke. “Damit können Sie hier nicht zahlen”, sagt der Verkäufer und wirft mir den Wisch zurück. “Und ihre Medizin führen wir hier auch nicht”. Ich schaue ihn mit grossen Augen an, denke kurz darüber danach, meine Erfahrungen mit dem französischen Krankensystem an ihm auszulassen und entscheide mich dagegen. “Schönen Tag noch”, sage ich und verlasse den Laden.“

Das alles erinnert mich an Elena, meine Ex-Lisbon-Old-Town-Kollegin, die nun Chefin ihres eigenen Hostels ist. „Ich muss nach Hause – meditieren“, hatte die immer nach besonders anstrengenden Arbeitstagen mit besonders anstrengenden Gästen gesagt.

Ganz nach Buddha-Art beruhige ich mich also innerlich, warte zen-mäßig zwei Wochen und starte dann die nächste Attacke: einen Anruf bei der LMDE, meiner Mutuelle (der französischen Zusatzversicherung), bei der ich normalerweise auch Informationen zu meiner Carte Vitale bekommen sollte.

Gleichzeitig will ich meine Auslandskrankenkarte beantragen – im Sommer solls nach London gehen und auch für Deutschland brauche ich sowas ja künftig.

„Frau Louis?“ bestätigt nach circa 20 Minuten Wartezeit eine freundliche Dame am anderen Ende der Leitung meine Mitgliedsnummer. „Ihre Carte Vitale befindet sich in der Endphase, sie müsste sehr bald bei Ihnen ankommen“, sagt sie. Leicht euphorisiert übergehe ich die lapidare Erklärung für die monatelange Verspätung („wir stellen gerade unser Produktionssystem auf digital um“), freue mich umso mehr, als Madame gleich noch meine Auslandskarte in Auftrag gibt.

***

Zwei Wochen später: Post von der LMDE. Ich betaste den Brief, hüpfe leicht in die Höhe, als ich die Karte erfühle. Ich reiße den Umschlag auf, will gerade schon „Juppie“ schreien, als ich den Brief herausziehe und … meine Auslandskrankenkarte in der Hand halte. „Mit der europäischen Krankenversicherungskarte übernimmt die Krankenkasse des Gastlandes die Kosten für notwendige Behandlungen“, steht dort. Und weiter: „Nein. Ihre europäische Krankenkarte ist in Frankreich nicht gültig.“

***

Mitte Mai. Drei „Attestations d’Affiliation“ habe ich inzwischen auf meinem Schreibtisch liegen – also drei dieser Ersatz-Krankenkarten, die nichtmal ein Apotheker akzeptiert. Diese Beruhigungstaktik der LMDE wirkt bei mir nicht wirklich.

Als ich abends den Briefkasten öffne, finde ich mal wieder einen Brief von meiner Lieblings-Krankenkasse. „Attestation“ Nummer vier? denke ich.

Doch: „Ihre neue Carte Vitale ist fertig“, steht da. „Damit wir sie Ihnen auch zuschicken können, müssen Sie nur folgendes Formular ausfüllen und es zusammen mit Ihrer alten Carte Vitale zurückschicken.“

„Das macht doch nichts“, erklärt mir mal wieder 20 Minuten Wartezeit eine der freundlichen LMDE-Beraterinnen. „Dann schicken Sie uns einfach das Formular plus einen Brief zu, in dem Sie schreiben, dass Sie noch nie eine Carte Vitale besessen haben.“

Was ich tue.

***

Anfang Juni. Brief von der LMDE:

„Wir haben zur Kenntnis genommen, dass es Ihnen nicht möglich ist, uns Ihre alte Karte zuzusenden“, schreibt die Knüller-Krankenversicherung. „Deshalb bitten wir Sie, die beiliegende eidesstattliche Erklärung auszufüllen [auf der steht, dass ich die Karte nicht zurückschicken kann], damit wir Ihnen sobald wie möglich ihre Carte Vitale zusenden können.“

I break together, denke ich mir in perfektem Oxford-English. Elenas Taktik wirkt nicht mehr.

L.

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About Lisa (ich selbst)

Huhu! Ich bin Lisa. Seit 2005 wohne ich nun im schönen, kleinen Paris. Schön ist's hier, nette Leute gibt's und viele lustige Dinge passieren. Aber - lest doch einfach selbst... L.