…hab ich heute mal wieder gesehen bei meinem Spaziergang um den Eiffelturm.
Vor mir sind Spanier, die verzweifelt versuchen, mal wieder eines dieser Touristenphotos vom Tour Eiffel zu machen (will sagen, eines dieser Photos, auf denen jemand imaginär den Eiffelturm umarmt, oben festhält etc. weil er durch die Entfernung auf Kindesgröße geschrumpft ist). Links neben mir hält sich ein schwules, schwedisches Pärchen im Arm und erzählt sich Geschichten. Und rechts neben mir findet eine dieser chinesischen „Traumhochzeiten“ am Eiffelturm statt, zu denen die Chineskis regelmäßig mit Monsterlimousinen angereist kommen, die ganze Familie mit Kamera im Schlepptau und die Braut in einem Brautkleid doppelt so groß wie die sie selbst.
Diesen ganzen Mischmasch hinter mir lassend schlendere ich hinauf zum Trocadéro, also dem Museum, das son bisserl an unsere guten, alten Nazibauten erinnernt mit seiner mächtigen Fassade, und stelle mich auf den Treppenvorsprung.
Zwei Sekunden später spricht mich ne kleine Inderin an, if I could take a picture of her and the Eiffel tower. So kommen wir ins Gespräch, sie erzählt mir, dass sie Unternehmensberaterin ist. Für eine Firma in Washington D.C arbeitet sie, den vergangenen Monat aber hat sie London verbracht, um dort einen Auftrag zu erfüllen. Wo sie als nächstes hin will, weiß sie noch nicht. Aber für immer von Indien fernbleiben will sie nicht – was ich mir schon gedacht hatte, dafür sind die Inder ja ein bisserl zu sehr in ihrer Kultur verankert.
Zehn Minuten tauschen wir uns aus, oben am Trocadéro, bis der kleine Eiffelturm vor uns anfängt zu blinken (es ist sieben Uhr abends und zu jeder vollen Stunde blinken abends immer tausend kleine Lichter an dem massigen Metallturm). Gerade als sie die Hühner sattelt, fängt auch schon der Mensch neben mir an, mir Fragen zu stellen über Eiffelturm, Ecole Militaire etc.
So gehts von Indien nach Tunisien, da kommt Monsieur nämlich her und fragt mich auch sogleich, ob ich schonmal da war. Ganz früher, antworte ich, aber erinnern kann ich mich nur noch daran, dass ich irgendwo am Strand in irgendnem Dreckswasser gespielt hab (das erzähl ich ihm natürlich nicht…).
Das vergangene Jahr habe Monsieur in Deutschland verbracht, sagt er mir mit glasigem Blick und leicht instabiler Haltung (so dass ich mich unwillkürlich frage, wer zum Teufel ihm wohl die Drogen gegeben hat…). Nun sei er nur für eine Woche in Paris, dann ginge es nach Tunesien zurück. Ob ich schonmal in Deutschland gewesen sei, fragt er mich. Lachend antworte ich, ja, ich sei ja schließlich Deutsche.
Daraufhin guckt Monsieur überrascht und versucht, meinen Blick zu halten, was in mir das dringende Bedürfnis weckt, die Flucht zu ergreifen. Dies tue ich dann auch drei Minuten später mit der Erklärung, ich müsste lernen, die Makroökonomie erwarte mich. Ne Lüge war das nicht, nicht wirklich…
L.