…, die große Kältewelle, beschäftigt gerade sowohl Frankreichs Medien als auch seine Bewohner. Als auf dem Roller durch Paris fahrender Eiszapfen kann ich das durchaus nachvollziehen – und bereue, keine fünfte Bettdecke zu besitzen.
„Sind wir auf einmal mehr Leute im Kurs?“ frage ich verwundert und starre auf die drei Mäntel auf dem Stuhl vor mir. „Nein, das sind meine“, antwortet Walid sachlich und verlagert den Wollberg auf den Tisch hinter ihm. Der soll ihn vor der Kälte samt einhergehender Krankheiten schützen – eine Strategie, die nur bedingt aufgeht, denke ich, und gucke mir meinen schniefenden Mit-Journalistenschüler an.
Mit im Chor ziehen noch vier Andere im Raum regelmäßig die Nase hoch, ihr leises Stöhnen und die roten Augen lassen hoffen, dass man selbst diesem Schicksal entgeht. Unwahrscheinlich, denn in Sachen Erkältungsvorsorge kann ich noch so Einiges lernen.
Das denke ich jedenfalls, wenn ich morgens auf meinem Roller durch Pariser Straßen juckele. Viele Fahrer hat die Kälte und mögliche überfrierende Nässe abgeschreckt, die Straßen sind ungewohnt frei. Genießen kann ich das nicht wirklich, achte eher darauf, wie der eisartige Zustand meiner Nase langsam auf meinen gesamten Körper übergreift.
Als echter Held schaffe ich es natürlich trotzdem zu meiner kleinen Journalistenschule, vergesse tagsüber im wohlig Warmen schon fast die böse Kälte da draußen. Bis zum Nachhauseweg – der im warmen Zimmer endet?
Falsch, stelle ich heute fest, als mir an meinem Schreibtisch von meinem kleinen Fenster her ein eisiger Windhauch entgegenweht. Weiße Fensterrahmen aus verzogenem Holz in Pariser Luxuslofts sind anscheinend auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Kein Wunder, dass meine vier Bettdecken mich nachts nicht warmhalten.
Doch ich halte stand, überlege krampfhaft mit meiner Mitwohni, wie wir eine Kommunikation aufrecht erhalten können, ohne den eisigen, unsere Zimmer trennenden Flur überqueren zu müssen. Eine regelmäßige Zimmerbesetzung der jeweils anderen wird sich wohl nicht vermeiden lassen.
Besser im mit der Kälte leben ist übrigens Marion. „Wie rausgehen?“ meinte die heute zu mir. „Es ist doch kalt!“ Stimmt, denke ich mir nur – und beschließe, morgen meinen Couscous-Vorrat aufzustocken. Für noch kältere Zeiten.
L.