Wenn Deutsche mit Franzosen …

… zusammenarbeiten, läuft das nicht immer glatt.Wie zum Beispiel auf der Strecke Frankfurt – Paris Est, über die ich gestern mit dem ICE geritten bin. Und ich war froh, nicht auf dem Nachbarpferd zu sitzen …

„Sehr geehrte Fahrgäste, wir werden gleich außerplanmäßig in Forbach halten“, schallt es durch die Lautsprecher meines Waggons. Für ein paar Minuten verstummen die Gespräche um mich herum und alle lauschen: „Dort werden wir Fahrgäste eines liegen gebliebenen ICEs mitnehmen.“ Dann gibt der Lokführer Anweisung, dass sich doch bitte alle auf ihre Sitzplätze begeben, damit die Neuankömmlinge wüssten, wo sie ihr Ei legen sollen.

Das ist nicht die erste Durchsage unseres deutschen Zugführers – mindestens fünfmal schon hat er uns beglückt mit minutenlangen Informationsreden über das Bordbistro etc. Und jedes Mal machte er seine Ansage auf deutsch, französisch (wenn auch extrem in den Bart genuschelt) und englisch (mit starkem amerikanisch-deutschen Akzent). Doch nun beschränkt sich der Herr praktisch auf meine Muttersprache – auf Englisch sagt er nur, dass wir anhalten, Französisch übernimmt ein Kollege des binationalen Teams für ihn.

Dass der ICE häufiger mal schlapp macht, davon hat erst kürzlich Le Figaro berichtet – und zwar im letzten Satz seines Berichts über die Schlacht zwischen Deutscher Bahn und SNCF: 25 % der deutschen Schnellzüge zwischen Paris und Strasburg hätten so im Jahr 2008 durch TGVs ersetzt werden müssen.

Wir machen uns also bereit für das Rettungsmanöver: Alle setzen sich brav hin, wir fahren ins kleine Forbach ein – das, soweit ich das in der Dunkelheit beurteilen kann, aus kaum mehr als einem Bahnhofshäuschen besteht. Rechts neben uns taucht das liegen gebliebene Zugpferd auf. „Aber, da sind ja noch Leute drin“, spricht die Frau hinter mir meinen Gedanken aus. Und ganz schön viele! Auch machen sie keine Anstalten, ihre Sachen zu packen und vielleicht auf unser Gleis herübergehüpft zu kommen, sondern gucken gelangweilt aus dem Fenster. Wir fahren langsam weiter, kommen jedoch nicht zum Stehen.

Da knackt es in den Lautsprechern und mit einem Räuspern meldet sich wieder unser Lieblings-Schaffner zu Wort: „Sehr geehrte Fahrgäste“, meint er, „wir halten nun doch nicht in Forbach. Bitte entschuldigen Sie die Umstände.“ Und das Forbacher Bahnhofshäuschen verschwindet in der Dunkelheit …

L.

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About Lisa (ich selbst)

Huhu! Ich bin Lisa. Seit 2005 wohne ich nun im schönen, kleinen Paris. Schön ist's hier, nette Leute gibt's und viele lustige Dinge passieren. Aber - lest doch einfach selbst... L.