… hat sich meiner angenommen – und meinen Strafzettel wegen Falsch-Parkens auf dem Bürgersteig annuliert. Aus Altruismus. Dachte ich. Bis ich eines Besseren belehrt wurde.
„35 Euro?“ Christina, eine meiner Kameraden aus der Journalistenschule, guckt mich mit großen Augen an. „Das ist ja mehr als ich mit meinem Auto bei Falsch-Parken bekommen habe das letzte Mal!“ „Ja“, meine ich bedröppelt. „Wenig ist es nicht. Und dabei wusste ich doch nicht, was ich tat!“ Auf einem extra-breiten Bürgersteig hatte ich schließlich meinen kleinen Roller geparkt – und trotzdem, genau wie all die Roller neben mir, einen Strafzettel bekommen.
Nie wieder! denke ich, als ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite zwei Streifenpolizisten mit dem Knöllchen-Block entlang laufen sehe, und hüpfe voller Elan auf sie zu. Und schon ist er angehalten, einer der beiden Patrouillierenden – ich frage ihn aus: Wo genau ich parken dürfte, auf der Straße, dem Bürgersteig, bestimmten Parkflächen. Und worauf ich achten solle. „Vor allem sollten Sie nicht dort parken, wo viele andere Roller stehen“, antwortet der junge Mann mit nachdenklichem Blick. Dann würde der Weg zu sehr blockiert, die Polizei würde alle dafür bestrafen.
„Achso“, meine ich und füge hinzu: „Gestern hab ich dort auf dem Riesen-Bürgersteig geparkt – Platz war genug, nur waren auch viele andere Roller um mich rum … “ „Sehen Sie“, entgegnet er mit erhobenem Zeigefinger. „Genau da liegt das Problem … “ Und fragt mich: „Wie, haben Sie denn einen Strafzettel bekommen?“ Ich nicke, ziehe das Papier aus der Tasche – und eh ich michs versehen kann, schnappt er es sich, schaut drauf, murmelt: „Hmm … ja, das ist unsere Brigade … hmmm … gestern um 15h30, wer war das wohl …?“ Und das Licht am Ende des Tunnels kommt näher: „Hören Sie“, sagt er. „Sie schreiben jetzt einfach hier ihre Kontaktdaten auf, und ich schaue, ob ich den Strafzettel nicht annulieren kann!“ Und er grinst mich an, fügt hinzu: „35 Euro, für eine Studentin ist das ja nun nicht wenig … “
Zurück auf der anderen Straßenseite erzähle ich grinsend von meinem eventuellen Erfolgserlebnis. „Wie?“, meint da Pierre-Guillaume, „Du hast ihm Deine Telefonnummer gegeben?? Naja, so kann man sich auch angraben lassen …“ fügt er hinzu und grinst. „Ach was“, meine ich, wische den Gedanken mit einer Handbewegung weg. Und glaube an das Gute in meinem Schutzengel.
Während des Unterrichts am Nachmittag schaue ich hoffnungsfroh auf mein Handy – er wollte sich melden, hat er gesagt, und mir Bescheid geben. Doch: Mein Handy rührt sich nicht. Am nächsten Morgen dasselbe, ausbleibende Schauspiel. Gegen Abend dann die Erlösung: „Bonjour Mademoiselle Lisa“, hinterlässt der Polizist auf meinem Handy-AB, „je vous appelle pour vous dire que l’amende a été annulée, ne vous inquiétez plus. Au-revoir.“ Und ich freue mich über 35 Euro weniger Ausgaben, schreibe schnell eine SMS, wie sehr ich mich freue, vielen, vielen Dank!
Und bekomme als Antwort: „Vous étiez attendrissante d’où mon dévouement et je me prénomme alfred bises“. Herzerweichend war ich also, deswegen seine Hingabe, denke ich, will nicht wahrhaben, dass Pierre-Guillaume doch Recht hatte – und stecke schnell mein Handy zurück in die Jackentasche.
L.