Eine kleine Reise durch Paris …

… mache ich gerade – durch all die Wohnungsbesichtigungen, die mich in die verschiedenen Viertel der Hauptstadt führen. Interessant ist das, meistens. Manchmal aber auch leicht beängstigend. Ein Beispiel.

„Es geht mir nicht ums Geld.“ Der 45-jährige General schaut mir in die Augen, hält meinen fragenden Blick. „Nein, ich hab nur keine Lust, abends immer alleine zu essen, vorm Fernsehen. Es ist doch viel netter, sich dabei mit jemandem zu unterhalten.“ Er schweigt. Noch immer blickt er mir in die Augen, ich schaue weg. Ein leichtes Unbehagen befällt mich – sucht er wirklich nur eine Mitbewohnerin?

Dennoch: 350 Euro für ein Zimmer in einem großen Apartment in der Nähe des Eiffelturms, das ist ein echtes Schnäppchen. Außerdem ist die Wohnung sauber, mit Allem ausgestattet, ruhig.

Mein Blick fällt auf die Photos an der Pinnwand im Wohnzimmer. „Das sind meine Kinder und meine Frau“, sagt der Wohnungsbieter gegenüber von mir. Puuh, denke ich erleichtert, er sucht doch nur eine Mitbewohnerin und frage: „Achso – und was machen die so.“ Er beantwortet meine Frage (die Kinder studieren, seine Gattin ist Hausfrau), dann fährt er fort: „Meine Frau ist dagegen, dass ich mir eine Mitbewohnerin suche.“ Wieder ein langer Blick. „Und warum?“ frage ich, das Unbehagen schleicht sich durch die Hintertür wieder ein.

Und seine Reaktion vertreibt es nicht: „Ich weiß auch nicht, einfach so.“ Er schaut auf den Boden, zuckt mit den Schultern, dann suchen seine Augen wieder meinen Blick.

Plötzlich klingelt sein Telefon: „Ah, c’est la dame.“ Er telefoniert mit seiner Frau, fünf Minuten. Dann meint er: „Hmm, kann ich Dich gleich zurückrufen – ich muss grad noch etwas erledigen.“ Was er erledigen muss, sagt er nicht. Dann setzt er sich hin, breitbeinig, nimmt seine Brille ab, schaut mich an, lächelt.

„Bist Du denn interessiert?“ fragt der Military Lover vor mir – und ich bin mir nicht sicher, ob er das Apartment meint. „Hmm…“, sage ich. „Ich weiß nicht genau, ich hab noch ein paar andere Besichtigungen, heute und morgen.“ Und ich füge hinzu: „Öh, ich glaub, ich muss jetzt gehen. Ich bin zum Abendessen eingeladen, zu spät kommen möchte ich da ungern.“ Es stimmt. Ich muss gehen. Zum Abschied meint der General: „Ich entscheide mich Montag – sag mir Bescheid, ob Du das Zimmer haben willst oder nicht.“ Wieder ein langer Blick. Ich nicke nur, sage: „Schönen Abend noch.“ Und hüpfe zur Haustür hinaus. Erleichtert.

L.

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About Lisa (ich selbst)

Huhu! Ich bin Lisa. Seit 2005 wohne ich nun im schönen, kleinen Paris. Schön ist's hier, nette Leute gibt's und viele lustige Dinge passieren. Aber - lest doch einfach selbst... L.