… hört man allerorts auf Lissabons Straßen. Gleichzeitig hält einem irgendeine obskure Gestalt ein Tütchen Gras unter die Nase (wahlweise auch Koks oder andere Drogen). Das tun die Charmanz-Bolzen am hellichten Tag, während die Polizei nur wenige Meter entfernt an ihnen vorbeipatrouilliert. Der kleine Israeli im Oporto Poets Hostel hat mir nun erzählt, warum.
„Hmm … das ist richtig guter Stoff“, sagt Tomer und atmet genüsslich aus. Dann reicht er seinen soeben gedrehten Joint an den Südkoreaner neben ihm weiter, der ihn mit leicht zitternden Fingern annimmt. Zwei Tage verbringe ich im Poets Hostel in Porto, bevor es wieder zurück nach good old Germany geht. Gerade sitze ich auf der Hostel-Terrasse – mit mir rund zehn Menschen aus Australien, Spanien, den Niederlanden, Südkorea … und eben Israel.
„Woher hast Du denn das Marihuana?“ frage ich den Tel Aviver mit dem durchdringenden Blick. „Aus Lissabon“, antwortet der, und bevor ich auch nur „achso“ sagen kann, fährt er fort: „Aber – da gibt es eine Technik!“ Und ich gucke erstaunt – ebenso die anderen. Tomer lässt seine Worte wirken, schaut in die Runde, sagt schließlich: „Naja, den Mist, den sie Dir auf der Straße anbieten, solltest Du auf keinen Fall kaufen!“ Der Joint ist zu ihm zurückgekommen, er zieht kurz dran, erzählt dann seine Geschichte weiter: „Ein Freund hatte mir vorher erzählt, dass das, was die bei sich haben, nur Fake-Haschisch ist“, sagt er. „Deswegen kann die Polizei auch nichts dagegen machen … “
Manchmal würden doofe Touristen zwar das falsche Haschisch kaufen, aber wer Bescheid wüsste, so wie Tomer, der würde nach mehr verlangen: „Ich hab mit einem von den Typen gesprochen“, erzählt er mit einem süffisanten Lächeln. „Der hat mir erzählt, dass er Israelis kennt und ein paar Schlüsselwörter genannt – da wusste ich, ich konnte ihm vertrauen … “ „Wie“, gehe ich dazwischen, „Schlüsselwörter … ? Er hat mit Dir hebräisch gesprochen und deswegen vertraust Du ihm? “
Der Israeli ignoriert meinen Einwurf, erzählt weiter: „Dann hab ich zu ihm gesagt: Also, das Ganze läuft nur zu meinen Konditionen. Du gehst jetzt nach Hause und holst den richtigen Stoff, und ich warte hier auf Dich, okay?“ Wieder ein genüsslicher Zug an seinem Joint. „Das hat er getan. Und so hab ich jetzt großartigen Stoff … “
„Ja, aber“, meine ich, nicht darüber hinweg kommend, „Du hast ihm einfach vertraut, weil er mal ein bisserl hebräisch mit Dir gesprochen hat – oder, gibt es da auch wieder eine ‚Technik‘?“ „Naja“, antwortet Tomer leicht verunsichert, „irgendwem musst Du doch vertrauen, oder?“ Er als Kenner würde außerdem sehen, was gutes Marihuana sei und was nicht – an der Konsistenz und dem Geruch. Wie bei dem Stoff in seiner Hand. Sagt es, und nimmt einen weiteren genüsslichen Zug von seinem Joint …
L.