…erlebe ich seit nunmehr fast zwei Monaten. Daher auch die Blog-Pause. Neben schlechtem Wetter bietet Hamburg in meinem kleinen Heimatland aber auch so den einen oder anderen Vorteil – wie zum Beispiel griesgrämige Wartende.
„Nicht schon wieder Regen!“, denke ich nur und ziehe meinen Schal ein wenig fester. Seit zwei Monaten bin ich nun im kleinen Hamburg und seit zwei Monaten warte ich auf den Sommer-Einbruch. Der will und will nicht kommen – selbst als am Wochenende die Bayern bei 20 Grad im Schatten die Hüllen fallen ließen und sich einen Sonnenbrand holten, hätten wir im Norden uns bei gefallenen Hüllen allenfalls eine Blasenentzündung geholt. (Zugegeben: Vielleicht ist es etwas früh für einen Sommereinbruch, aber mit der Klimaerwärmung wird doch fast alles möglich, dachte ich…)
Trotz des Windwetters (denn am schlimmsten in HH ist nicht der Regen, sondern der Wind) bietet Hamburg beziehungsweise Deutschland aber auch einige Vorteile, wegen derer es die Stadt sogar ein bisserl mit Paris aufnehmen kann:
- Die Mietpreise. Und ja, Ihr habt Euch nicht verlesen. Nach der Teuer-Stadt Paris ist Hamburg geradezu ein Traum. Nicht davon zu träumen gewagt hätte ich in Froonkreisch, dass ich einmal ein (zugegeben kleines) Wohnheimzimmer mit großem Flur, fünf netten Mitwohnis, einer großen Küche, zwei Bädern, einem Wohnzimmer inklusive Fernseher und täglichem Putzservice (jedenfalls in den Gemeinschaftsräumen) bewohnen würde. Ganz zentral. Und das alles für 289 Euro. (Mein Rekord in Paris (was die Miete angeht) war ein 350-Euro-Zimmer in einem halb-fertiggebauten (!) Haus mit tropfendem Klo und Baustelle vorm Fenster im südlichen Banlieue Villejuif)
- Das Fernsehprogramm. Mit fünf Mädels als Mitbewohnerinnen stehen nur intellektuelle Sendungen auf dem Programm – wie zum Beispiel „Deutschland sucht den Superstar“, „Die Ausreisser“ oder auch „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Fröhlicher Höhepunkt des Ganzen war Howard Carpendales Erstauftritt mit seinem neuen Super-Hit namens „Hi“. Meine „Tagesschau“ kann damit nun wirklich nicht mithalten…
- Zentralheizung. Ein fast vergessener Luxus, seitdem ich mich mit schlecht funktionierenden Elektro-Heizungen in Frankreich durch den Winter zittern musste.
- Griesgrämige Gesichter von Menschen, die irgendwo auf irgendetwas warten müssen (zum Beispiel in der Post-Schlange). Endlich bin ich nicht mehr die Einzige, die einen Schlappen zieht, wenn Service-Mitarbeiter sich mal wieder Zeit lassen beim Bedienen. In Paris kam ich mir manchmal doch seltsam vor unter all den stoisch Wartenden…so als einziger Knöterich.
Außerdem tut Hamburg das Seinige, damit ich Paris ja nicht vergesse:
- Auch in Deutschland gibt es Demos. Und das erinnert mich natürlich an mein kleines Frankreich. Zugegeben: Von Letzterem können die Hamburg noch ein bisserl was lernen. In zwei Monaten habe ich gerade mal eine Demonstration mitbekommen, gegen Studiengebühren. Die war so groß, dass es mehr Polizeibeamte gab als Demonstrierende. Der junge Mann am Mikrophon las stotternd die Forderungen von seinem Zettel ab und die Hälfte der Protestierer hörte ihm nicht zu, sondern tanzte halb apathisch zu Ska-Musik durch die Straßen. Naja – es ist ein Anfang…
- Die U-Bahn. Genau wie in Paris sieht man in den heimelig anmutenden Wägen nur
fröhlicheGesichter. Transportprobleme gibt esnie!! (auchnicht, weil die U3 nicht fährt zwischen dem Berliner Tor und dem Rathaus) Außerdem werden die lieben Fahrgäste über den Hochbahn-Infoscreen (einen Fernseher, der in fast jedem Wagen von der Decke hängt) top informiert. Angst haben braucht man in der U-Bahn auch nie – selbst Freitag und Samstag nachts wird man begleitet von fröhlich-feiernden Jugendliche, die – natürlich ganz ohne Alkohol – sich des Lebens freuen. - Auch in Deutschland kann man Fremdsprachen lernen. Zum Englisch-Lernen gehe man beispielsweise zu Starbuck’s. Nicht so gelungen war dagegen mein erster Anlauf eines Sprach-Tandems, bei dem man ja zum Beispiel mit einem Engländer die Hälfte der Zeit englisch und die andere Hälfte deutsch spricht. Ich hatte mir dafür einen Inder gesucht und festgestellt: So richtig deren Muttersprache ist Englisch nicht. Interessant ist das natürlich trotzdem irgendwie – denn wer wollte nicht schon immer mal sprechen wie Sharukh Khan…
Ihr seht – auch Deutschland kann ganz nett sein 🙂
L.