2mal pro Woche nach Portugal…

…fahre ich gerade und mache einen Intensiv-Kurs in der portugiesischen Botschaft in Paris. Während das Portugiesisch Lernen dabei ziemlich anstrengend ist, sorgt meine Gesellschaft für Abwechslung: eine feministische Portugiesisch-Lehrerin, ein diskutier-wütiger Jurist und eine kleine, stille, aber oho-e Afrika-Forscherin…

„Was war denn das für ein Geräusch?“ unsere kleine, lockige Portugiesisch-Lehrerin zuckt auf ihrem Stuhl zusammen. Es ist Samstag Nachmittag und wir sitzen in kleiner Runde von 6 Leuten im zweiten Stock des Instituts Camões. Normalerweise findet unser Kurs dienstags und freitags Nachmittag statt. Nur heute schieben wir Wochenend-Schichten, mussten doch zwei Kurse wegen des Nahverkehr-Streiks annuliert werden.

Ana Rocha, unsere Lehrerin, guckt leicht verschreckt: „Hier kann uns nämlich keiner helfen: die französische Polizei ist auf Botschaftsgelände nicht zuständig und die portugiesische ja nun etwas weit weg.“ Auch wir fühlen uns jetzt unbehaglich, lauschen angespannt in den Korridor. Als jedoch kein weiteres Geräusch ertönt, ruft die Portugiesin plötzlich „Faz o exercício!“ (Machen Sie die Aufgabe!) und zeigt mit dem Finger auf meine Wenigkeit.

Hektisch fange ich an, den Satz auf dem Papier mit einem Verb zu ergänzen: „O Sr. Santos é um homem muito inteligente…“ (Senhor Santos ist ein sehr intelligenter Mann) stoße ich hervor. Ana Rocha nickt mit dem Kopf und fügt hinzu: „Não, não pode ser. É um homem, os homens não são inteligentes…“ (Das kann nicht sein, Männer sind nicht intelligent…) grinst sie und nickt Jean-Charles, meinen Nachbarn, zu, er solle weitermachen.

Der scheint zwar nicht einer Meinung mit Frau Rocha zu sein, macht sich aber dennoch an den nächsten Satz der Aufgabe. „O Porto só tem um eléctrico.“ Und Ana Rocha erklärt: „In Porto gibt es keine Métro, sondern nur eine Straßenbahn, weil die Stadt aus Beton gebaut ist. Da ist es zu anstrengend, den ganzen Beton zu durchbohren…“ Und Jean-Charles hakt ein: „Aber das stimmt doch gar nicht!“ Und Ana Rocha fährt ihn an: „Kommen Sie oder komme ich aus Porto?“ und sie fügt leise mit einem Augenzwinkern hinzu „Homens“ (Männer…). Jean-Charles grinst, lässt es sich jedoch nicht nehmen, die nächsten 10 Minuten trotzdem mit Frau Rocha über Portos Straßen/U-Bahn zu diskutieren…

Schließlich ist die Diskussion beendet bzw. abgebrochen – zu einer Einigung kommen die beiden wie so oft nicht. Tal ist an der Reihe. Sie ist Afrika-Forscherin am CNRS, dem Centre national de la recherche scientifique, also DEM staatlichen Forschungszentrum in Frankreich. Tal ist eine ganz Ruhige, liest nun brav ihren Satz vor: „Os criados em Portugal são muitos simpáticos.“ Und Ana Rocha hakt ein: „In Portugal sind die Kellner wirklich nett, da muss man nur einmal was trinken und schon lassen sie einen in Ruhe. Das ist nicht so wie hier, wo man 15mal pro Stunde terrorisiert wird, damit man auch ja noch mehr bestellt…“ stöhnend verdreht unsere Portugiesisch-Lehrerin die Augen.

„Naja“, antwortet da Tal. „Das ist ganz einfach: mit einer Bestellung hat man Recht auf eine Stunde im Café Sitzen. Man muss also nur schön feindlich zum Kellner sein, wenn der nachfragt…dann lässt er einen in Ruhe.“ Und Tal grinst vor sich hin.

Erstaunt gucken wir restlichen 5 Anwesenden Tal an und sind sprachlos. „Da sieht man es mal wieder“, resümiert Ana Rocha schließlich. „Männer sind zwar nicht intelligent, aber dafür haben es Frauen faustdick hinter den Ohren…“

L.

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About Lisa (ich selbst)

Huhu! Ich bin Lisa. Seit 2005 wohne ich nun im schönen, kleinen Paris. Schön ist's hier, nette Leute gibt's und viele lustige Dinge passieren. Aber - lest doch einfach selbst... L.