An Deutschen in Paris…

…mangelt es nicht. Das hat sich Olivier vor zweieinhalb Jahren zu Nutze gemacht und die Gruppe Deutsch in Paris gegründet. Seitdem treffen sich die Deutschen in Paris zum Kaffee, Brunchen, Kino oder – wie Donnerstag Abend – zu einem der traditionellen, zweisprachigen Treffen bei Olivier zu Hause…

„Früher hab ich bei den Treffen jede halbe Stunde mit einer Klingel geläutet“, erzählt Olivier. „So haben wir jeweils eine halbe Stunde Deutsch und eine halbe Stunde Französisch geredet.“ Nun hat der kleine Franzose Angst, er könne die Nachbarn aus dem Bett bimmeln. „So richtig funktioniert das System sowieso nicht.“ gibt Olivier zu. „Irgendwann spricht sowieso wieder jeder, was er will…“
Olivier ist seit zehn Jahren Deutschlehrer in Paris. Sein fast perfektes Deutsch hat er in einem Jahr Austausch-Studium in Bonn gelernt. In den Ferien hat es ihn außerdem immer wieder nach Berlin verschlagen. „Als ich zurück in Paris war, fand ich es einfach schade, keine Deutschen mehr zu treffen.“ meint er. „Und wenn man nur mit den Schülern redet, wird das Deutsch nunmal nicht besser, sondern schlechter.“

Um dagegen etwas zu tun, hat Olivier Anzeigen ins Internet gesetzt. An Deutschsprachige in Paris aus aller Herren Länder richten sich diese. Einziges Kriterium ist, dass Mann/Frau zwischen 18 und 40 Jahre alt sein soll. „Bei den ersten Treffen waren wir so 20, 30 Leute.“ erklärt Olivier. „Jetzt sind es um die 190 auf der Mailingliste.“

Und ständig gibt es neue Gesichter – wie zum Beispiel Claus aus Wien, der seit zwei Wochen in Paris ist. „Ich find das alles hier dodaal sympathisch.“ sagt er strahlend. „Selbst wenn ich nicht wirklich nach Paris gekommen bin, um Deutsch zu sprechen…“ Und auf meinen frechen Kommentar, dies würde er ja auch nicht, kontert er schlagfertig: „Vielleicht können wir kein richtiges Deutsch, dafür könnt ihr Piefkes kein richtiges Englisch – sogar bei McDo heißt es bei Euch Ich liebe es. In Österreich lauddedd es noch I’m loving it!“ und er zwinkert mir hämisch zu.
Vortäuschend, ich sei beleidigt (aber nicht ohne ein Grinsen im Mundwinkel), wende ich mich meiner anderen Stuhlnachbarin zu – Cécile. Cécile ist Französin und – Schleusenwärterin. „Éclusière?“, frage ich fassungslos. Wie man denn dazu komme, will ich wissen. Und sie erzählt mir von ihren drei Jahren Psychologiestudium, den zahlreichen CDDs (Contrats de durée déterminée, also befristeten Arbeitsverträgen), die darauf folgten. Schließlich habe sie Lust auf etwas Festes gehabt und sich beim öffentlichen Dienst beworben. Und so musste sie mit circa 300 anderen Bewerberinnen an einem Concours Public (Aufnahmetest für den öffentlichen Dienst) teilnehmen: in Französisch, Mathe und im Wasserrecht wurde sie geprüft, nur um dann mit 20 anderen der 300 Bewerber in die nächste Runde zu kommen. Und auch diesen nächsten mündlichen Test bestand Cécile – um nun Tag für Tag in einem Schleusenhäuschen im Süden von Paris zu sitzen. „So richtig mitreissend ist die Arbeit nicht“, erzählt sie. Sie hätte im Großen und Ganzen ein paar Knöpfe zu drücken und zu gucken, dass das Wasser richtig in die Schleuse liefe. In der Schiffe-freien Zeit hielte sie dementsprechend auch schon wieder nach der nächsten Schleuse Ausschau, die sie nehmen könnte…

Zwar kein Beamter, dafür aber umso unbeschwerter ist Michael. Er ist nun seit einem Jahr in Paris als freiberuflicher Programmierer. „Funktioniert das?“ fragt ihn Olivier. „Ja, klar!“ gibt Michael selbstbewusst zurück. Und auf die Frage, warum er Paris gewählt habe, meint er nur: „Ich hatte nun wirklich nichts Besseres zu tun!“ und fügt mit einem Grinsen hinzu: „Vielleicht bleib ich einfach hier…“ Und dank Olivier wird er dabei sein Deutsch nicht vergessen…

L.

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About Lisa (ich selbst)

Huhu! Ich bin Lisa. Seit 2005 wohne ich nun im schönen, kleinen Paris. Schön ist's hier, nette Leute gibt's und viele lustige Dinge passieren. Aber - lest doch einfach selbst... L.