…probe ich gerade in meinem guten, alten Callcenter im Süden von Paris. Diesmal jedoch mit anderen Telefonmauskollegen und neuen Herausforderungen…
„Wir machen ‚ier ein Studiiii von Computer, könnten isch bitté mit PC-Fachmann spreschen?“ höre ich rechts neben mir Edwin ins Telefon hauchen. Dann schreibt er wie wild einen Satz in sein Callcenter-Informationsheft. Und spricht weiter: „Ja, guten Tag, wir sind Callcenter aus Par’is und machen Studiii zu Computer. Hätten Sie vielleischt Inter’esse dar’an?“ Dies scheint sein Gesprächspartner nicht zu haben, Edwin legt auf und widmet sich nervös wieder seinen Aufzeichnungen.
Zu meiner Linken sitzt Wolfi. Wolfi und ich sind die Einzigen unseres alten Power-Teams, die auch diesmal wiedermit von der Partie sind. Entsprechend motiviert lesen wir Zeitung, quatschen und hören nur mit einem Ohr den Antworten unserer Gesprächspartner zu. Plötzlich reicht das jedoch nicht mehr: „Grüß Gott!“ hallt durch meine Leitung. „Grüß Gott!“ sage ich zurück und spule meinen Text ab (Ich rufe an von… Wir machen hier gerade eine statistische Erhebung zu…Könnte ich mal bitte mit Ihrem Computerexperten sprechen) „Wooos?“ schreit es da vom anderen Ende. Verwirrt wiederhole ich, was ich gesagt hab, spreche langsam und deutlich. Es folgt eine kurze Pause. Dann höre ich wieder: „Woos? Ei, I kann sie nett vschtaan…I leg jetzti auuuf..“ Und bevor ich reagieren kann, tutet es in der Leitung.
Verwirrt gucke ich Wolfi an, dem anscheinend gerade etwas Ähnliches passiert ist. Da kommt Marco, unser Chef, um die Ecke geschossen: „Ich hab Euch auf Österreich gelegt, ne?“ und er grinst schief. Neben mir verdreht Wolfi die Augen und stöhnt. Ich grinse schief zurück und sage zwinkernd: „Oh, mein Gott, die Ööösis…“ Todesmutig stürze ich mich in den nächsten Anruf. Diesmal versteht mich meine Gesprächspartnerin, ich jedoch sie nicht: nach dem üblichen „Grüß Gott“ lässt sie einen schier endlosen Redeschwall auf mich los, von dem ich nur „Joo“ und „dees“ mitkriege. Als sie aufhört, frage ich vorsichtig, ob sie PCs zuhause hat (es ist ein Privatanschluss) und atme erleichtert auf, als sie antwortet: „Naaa…“ gefolgt von einem weiteren Redeschwall, den ich nicht verstehe. So krächze ich „Babaaa“ ins Telefon und lege auf.
Während ich mir den Schweiß von der Stirn wische, setzt sich zwei Plätze weiter unsere einzige österreichische Kollegin hin. „Du bist doch Ösi, oder?“ frage ich ihr zuzwinkernd. „Ösi??? Jo, i komm aus Österreich.“ Erleichtert strahle ich sie an, wähle selbstbewusst die nächste Nummer und reiche ihr mein Headset…
L.