… – meinte der kleine, unscheinbare PC-Fachmann gestern zu der kleinen Inderin Anupama und mir. Und dann erzählte er uns, warum er tagtäglich mit Größen wie Johnny Depp zu tun hat…

„So – what’s going on here?“ (Was passiert hier?) meint plötzlich eine Stimme von links unten. Als ich mich dorthin drehe, sehe ich eine kleine Inderin, die erst zu mir, dann in Richtung Randonnée grinst.

Also erkläre ich ihr, dass die Randonnée de Roller eine Skatenight ist, die das ganze Jahr über jeden Freitag in Paris stattfindet. Auch ich fahre regelmäßig dort mit, stehe grade auf Rollen nebenAnupama . Ganz begeistert fragt mich Anupama daraufhin, wie das ginge (das Rollerbladen), ob das schwierig sei usw. Und so gut verstehen wir uns auf Anhieb, dass wir spontan Nummern austauschen und uns zum Kaffee für nächste Woche verabreden.

Nächste Woche war gestern. Als ich Anupama anrufe, sitzt sie gerade zufälligerweise in einem Café gleich bei mir um die Ecke. So hüpfe ich schnell zu ihr, schlürfe einen Café au Lait und schon sausen wir zu ihr nach Hause – auch gleich um die Ecke.Anupama kommt aus Südindien – dort wohnt sie jedoch schon seit zehn Jahren nicht mehr. Nein, seit zehn Jahren reist sie mit ihrer Ölfirma um die Welt, war in Afrika, den USA, Asien, Europa…eigentlich überall außer Südamerika. Ihr Mann arbeitet bei derselben Firma und so nimmt sie zu Hause überallhin mit.

Seit ein paar Tagen wohnt sie nun in Paris. Und heute ist sie eingezogen, in ihre neues, zwischenzeitliches Zuhause. Eine geräumige 3-Zimmer-Wohnung ist das mit Parkettboden und holzverziertem Bad, gleich bei mir um die Ecke, also mitten in der Stadt. „Hier bleib ich nur für 3 Wochen“, erzählt sie. „Die Firma hat mir etwas Langfristiges, Besseres gefunden.“ Etwas noch besseres, denke ich nur, la chance! (welch Glück!)

Mit uns im Raum ist Jean Philippe. Jean Philippe ist PC-Fachmann. Er soll ihr Internet zum Laufen bringen. Das braucht die indische Finanzmanagerin nämlich umgehend, damit sie von zu Hause aus arbeiten kann. Nach kurzer Zeit gibt Jean Philippe jedoch schon auf und sagt: „ZZis is not possibelle. You ‚ave too much spyware on your computer.“ Und er erklärt Anupama ausführlich, was sie tun muss, damit ihr Internet wieder läuft. Ins Netz will Anupama nämlich über eine externe W-Lan-Karte gehen, mit der sie ein Frankreich-weites W-Lan-Netz empfängt. Mit zu viel Spyware auf dem Computer funktioniert diese jedoch nicht.
Dann hüpft Jean Philippe von seinem Stuhl hoch, will schon seine Sachen packen. Anupama hält ihn zurück – ob er ihr auch in ihrer nächsten Wohnung Internet installieren würde. Klar, sagt er, kein Problem. Sowas würde er auch für andere übernehmen – für Stars wie Johnny Depp und Donald Sutherland zum Beispiel. In dem Moment quietscht es links neben mir, ich sehe nur, wie Anupama die Hände vor den Mund schlägt und hervorstößt: „What? You know Johnny Depp?“ Und Jean Philippe nickt, stolz grinsend.

„How come?“ frage ich da. Und er zieht sein Handy aus der Tasche: „You see, no camera in it.“ Und Jean Philippe meint, die fehlende Kamera würde bezeugen, dass er sich einen feuchten Kehrricht um Stars schere. Die Stars bräuchten jemanden, der ihnen für kurze Zeit Internet installiere. Und er würde einfach nur seine Arbeit machen, ohne Papparazzi zu spielen.

„But“, Anupama ist immer noch ganz aufgeregt: „But how come they find you? How come you know Johnny Depp – oh my God!“ Und dann verrät uns Jean Philippe seine Business Strategy: mit den 12 besten Immobilienbüros in Paris würde er zusammenarbeiten. Und immer wenn irgendein Honk Hilfe mit dem Internet bräuchte, würde da seine Nummer über den Tresen gereicht.

„Aha“, meine ich. „That’s quite a good strategy!“ Und wieder grinst Jean Philippe. Wo denn Johnny Depp gerade wohne, frage ich. Jean Philippe guckt mich an, stockt kurz und sagt: „I can’t say ssat.“ Und er senkt den Kopf.

Brav, denke ich, und frage mich gleichzeitig, ob er uns nicht doch ein bisserl anflunkert…

L.