…ist auch Ebay drin. Wie der kleine Romain glaubte, einen Computer zu kaufen und nicht merkte, dass er sein Geld genauso gut in die Seine hätte werfen können…
„Ich kann es immer noch nicht fassen“, meint Romain und beißt erneut in seine Pizza. Wir sitzen in der CROUS. Die CROUS ist so etwas wie das Studentenwerk in Deutschland und unterhält unter anderem zahlreiche Mensen nicht nur in Paris. Und in genau so einer Mensa sitzen meine Masterkollegen Romain, Alex, Paul und ich gerade.

„Was meinst Du denn?“ frage ich ahnungslos in die Runde.

„Romain hat sich über den Tisch ziehen lassen“, meint Paul und boxt Romain hämisch in die Seite.

„Hö?? Wie denn?“ frage ich kauend.

„Naja“, erklärt Romain. „Ich brauch doch nen neuen Computer, damit ich meine Masterarbeit schreiben kann. Und da hab ich eben bei Ebay mitgesteigert und verloren.“

„Ja, aber das ist doch nicht schlimm, dann steigerst Du eben nochmal mit…“ meine ich leicht verdutzt.

„Nein, nein, das ist nicht schlimm.“ entgegnet Romain. „Oder besser gesagt, es wäre nicht schlimm, hätte ich nicht 2 Tage später eine Email bekommen von Ebay.“ Er nimmt einen Schluck Wasser. „Naja, und in der Email stand drin, dass der eigentliche Käufer sich aus der Versteigerung zurückgezogen hätte und da ich als Zweiter gesteigert hätte, könnte ich die Ware haben, wenn ich wollte.“

„Tja, man sollte halt nicht alles glauben, was in Emails steht…“, wirft Paul ein.

„Aber“, verteidigt sich Romain, „die Email war ganz offiziell, von ner Ebay-Adresse, mit nem Ebay-Logo – da hätte keiner Verdacht geschöpft!“ Er hüpft leicht hoch und runter auf seinem Stuhl.

„Ähm, ich verstehe das Problem noch nicht – wie lange ist das denn her?“ frage ich, „Ich meine, vielleicht ist ja alles okay…und Du kriegst den PC noch zugeschickt…“

„Da hab ich so meine Zweifel.“ Romain nimmt noch einen Bissen Pizza und schüttelt den Kopf. Dann fährt er fort: „Das alles ist mir vor zwei Tagen passiert. Wäre ja auch eigentlich noch nicht dramatisch. Aber da erzählt mir doch eben ein Freund von mir, ihm wäre etwas Ähnliches passiert.“

„Wie – Deinem Kumpel ist das Gleiche passiert?“ wirft Alex ein, der bis jetzt mit seinen Nudeln beschäftigt war. „Aber dann ist doch alles okay, dann ist das ja vielleicht gängige Praxis!“

Romain seufzt. „Tja, eben nicht.“ Er nimmt noch einen Schluck Wasser bevor er fortfährt: „Dieser Kumpel von mir hatte bei seiner eigenen Auktion ein bisserl mitgesteigert, um den Preis hochzutreiben. Und dann hat er auch sone Mail bekommen.“

„Achso“, meine ich. „Ja, dann muss wirklich etwas faul daran sein – er war ja dann selbst der Verkäufer.“

„Genau“, meint Romain. „Und die haben ihm als angebliche Verkäufer seine eigene Ware zum Verkauf angeboten – mit der gleichen Masche: von wegen, erster Verkäufer abgesprungen, blablabla…“

„Oh Mann“, meine ich. „Das ist ja krass!“

„Ja“, wirft Paul kauend ein. „Und was fürn Zufall! Guck mal, vor zwei Tagen hast Du sone Mail bekommen und jetzt Dein Kumpel – entweder das ist echt verdammter Zufall oder aber das ist ein riesiges Netz an Betrügern!“

„Aber…“ frage ich weiter, „Hast Du nicht per Paypal bezahlt? Ich meine, kannst Du nicht die Zahlung einfach wieder rückgängig machen?“

„Nein“, sagt Romain niedergeschlagen. „Das war son Money-Transfer nach London. Hab das Geld hier bei der Bank abgegeben und der hat es da drüben wieder abgeholt. Ich hab auch die Adresse von dem Typen!“ und plötzlich wirkt er ganz energisch. „Hab schon überlegt, ob ich einfach da hinfahre, zur Polizei gehe und dann mit denen zu dem Typen. Und schwupps, hab ich mein Geld wieder!“

„Hmm.“ meine ich. „Ich komme mit. London ist toll.“

„Naja“, sagt Romain da. „Ist nur sone Schnapsidee, hab ja eigentlich gar keine Zeit, muss Klausuren schreiben etc.“

„Achso, stimmt ja, ich auch.“ meine ich leicht enttäuscht.

„Und was machst Du jetzt?“, fragt Alex aus der Ecke.

„Naja“, meint Romain, „ich hab jetzt erstmal ne Mail an Ebay geschrieben und dann schauen wir mal, was passiert.“

„Sonst machen wir halt ne Master-Abschlussfahrt nach London“, meint Paul und boxt Romain aufmunternt in die Seite.

„Ja, vielleicht.“ meint Romain und starrt apathisch auf seine Pizza…

L.