…ist irgendwie anders“, sagt Stephan und guckt aus dem Fenster. Es ist Samstagabend und wir sitzen in der Métro 4, auf dem Weg zur Rue Tiquetonne. Da nämlich ist die NextBar, das zweite Wohnzimmer Stephans und anderer Deutscher, die ich hier in Paris kenne. Die NextBar ist eine Kneipe mit Tanzfläche im Keller, der Eintritt ist frei und die Musik gut.
„Naja“, fährt Stephan fort, als ich ihn frage, was genau er meint. „Wenn ich hier über die Straße gehe und einem Mädel in die Augen schaue, guckt die halt sofort weg. Die sind hier total abweisend.“ Woraufhin ich entgegne: „Verstehen kann ich das ja schon – hier wird man schließlich von jedem Honk auf der Straße angegraben…“ „Genau“, fällt mir Stephan ins Wort. „Das ist ja gerade das Problem – französische Mädels oder: Mädels in Frankreich sind verwöhnt und deshalb extrem abweisend.“ Die Metro rattert weiter im Hintergrund. Noch zwei Stationen, dann sind wir da. „In Deutschland ist das irgendwie anders, da flirtet man mehr…“, murmelt Stephan vor sich hin.
Stephan ist seit zwei Jahren in Paris und arbeitet hier als Multimediaingenieur. So begeistert ist er von der Stadt, dass er auf jeden Fall weiter hier bleiben will. Was nicht heißt, dass er alles in Frankreich gut findet: „Auch Abends ist es einfach schwer, Leute kennenzulernen“, erzählt er weiter. „Wenn man alleine unterwegs ist, bleibt man alleine. Nicht so wie im Rheinland, wo man sofort mit seinem Thekennachbarn ins Gespräch kommt.“
Inzwischen sind wir aus der Métro ausgestiegen. Wir gehen den Bahnsteig entlang und die Treppe hoch. „Ja, das stimmt schon.“ Meine ich schmunzelnd. „Die Französken sind manchmal ein bisserl scheu…“ Und Stephan fährt fort: „Um abends jemanden kennenzulernen, muss man mit ner Gruppe rausgehen. So wie die Franzosen, oder besser gesagt die Pariser: die wohnen schon ihr ganzes Leben hier und haben nen riesigen Freundeskreis. Im Rudel gehen sie abends weg und lernen andere kennen, die auch im Rudel sind.“
Wir sind in die Rue Tiquetonne eingebogen und sehen von weitem die NextBar mit den zwei Türstehern davor. „Und wie gesagt“, Stephan guckt angestrengt auf den Boden. „Flirten können die einfach nicht so richtig. Wenn Du als Mann abends inner Kneipe bist und ein hübsches Mädel siehst und sie anguckst, guckt sie halt weg. Dieses Spiel mit dem Blickkontakt kennen die hier nicht.“ Ich versuche, mich zu erinnern, ob ich hier schon mit Männern per Blickkontakt geflirtet habe. Auf der Straße ist das selten, da hat Stephan wohl Recht. „Aber in der Disco oder Kneipe ist mir das wohl schon mal passiert“, protestiere ich. „Naja, du bist ja auch Deutsche…“, meint Stephan und verschwindet vor mir in der Tür zur Nextbar.
L.
Hallo,
also ich war für sieben Monate in Paris und fand es unglaublich schön, dass man als Frau endlich auch so gesehen wurde….
In Deutschland hab ich es nie erlebt und erlebe es nun auch nicht mehr, dass deutsche Männer Frauen ansprechen oder man in einem Club auch mal mit völlig fremden Leuten außerhalb der Clique, mit der man gekommen ist, spricht.
Klar macht jeder seine eigenen Erfahrungen, aber ich kann Stephans Meinung nicht teilen….
In Paris gibt es viel mehr attraktive Männer, die wissen wie man mit einer Frau umgehen muss….
Klar gibts auch dumme Anmachen wie überall, aber seien wir mal ehrlich Mädels: jede Art von Aufmerksamkeit ist letztendlich Aufmerksamkeit und ich kenne keinen Menschen, den das unglaublich stört.