…eine einzige Katastrophe war ich neulich bei meinem ersten Tennismatch seit langer Zeit. Und das, obwohl ich beim Sport doch gar keine Pause eingelegt hatte – nur beim Tennis, eine zweijährige…
Nach langem Suchen hatte ich endlich einen Tennispartner gefunden – den kleinen Romain von meinem Master. Noch dazu wusste der Bescheid, wie und wo man Tennisplätze findet, wieviel diese kosten und wie man sie reserviert.
Völlig motiviert hatten wir also reserviert für 18h an einem Mittwoch, anderthalb Stunden nach unserem Lieblingskurs „Intégration Régionale“. Romain düste gleich darauf nach Hause, ich ins nächste Sportgeschäft, um „eben noch“ Platzschuhe zu kaufen. Geizig wie ich bin, wollte ich aber natürlich nicht 80 Euro ausgeben für teure Adidas- oder Nike-Schuhe. Und entschied mich stattdessen für die hauseigene Marke, nahm immerhin nur das zweitbilligste Paar (für 30 Euro).
Froh wie ein Floh mit Tennisschläger, Bällen und neuen Schuhen unterm Arm hüpfte ich weiter, direkt zum gemieteten Tennisplatz im 20. Arrondissement. Dort angekommen zahlte ich schnell und bis Romain auf den Platz gedackelt kam, übte ich alleine Aufschläge. Das klappte ganz gut, zwei von dreien gingen sogar in das Feld, in das sie gehörten und schiefgehen könnte ja schon fast nix mehr – dachte ich.
Es ging also los, zuerst im kleinen Feld, dann lange Bälle spielten Romain und ich uns zu. Geschmeidig wie auf Eiern lief ich über den Platz, war die schnellen, abrupt stoppenden Bewegungen nicht mehr gewohnt. Wieder dran gewöhnen würde ich mich aber schnell, dachte ich, und ignorierte das unangenehme Gefühl unter meinen Fussballen.
Auf dem Platz nebenan hatten sich inzwischen zwei junge, schöne Halbprofis eingefunden und schlugen gleichmäßig Bälle hin und her. Mit einem schier nicht vorhandenem Energieverbrauch (da ergonomische Bewegungen) spielten sie sich ein und spornten Romain und mich an, ein nicht ganz schlechtes Bild abzugeben.
Dies funktionierte auch – etwa zehn Minuten lang. Dann wurde das unangenehme Gefühl unter meinen Ballen zu einem stechenden Schmerz. Bis ich schließlich meine Schuhe auszog, um der Sache auf den Grund zu gehen: der oberste Teil der Einlagen hatte sich von meinen hochwertigen, neuen Platzschuhen gelöst und in jedem meiner Super-Schuhe eine kleine Falte auf der Höhe des Fußballens gebildet. Deswegen der Schmerz. Und deswegen nun zwei eiergroße Blasen unter meinen Füßen.
Das in den Tennisplatz investierte Geld nicht verlieren wollend (immerhin 4 Euro!) entschieden Romain und ich, auf Volley und Aufschläge umzusteigen. Kam zunächst der Volley: wir waren beide am Netz, spielten gemächlich Bälle hin und her, bis sich ein neues unangenehmes Gefühl bei mir einstellte – in der Handfläche. Das Ende meines Schlägers rieb langsam aber stetig in derselben und bildete auch dort erst eine rote Stelle, dann eine Blase.
Nicht verzagend humpelte ich auf meinen Eierfüßen nach hinten und schonte meine angeschlagenen Handflächen, indem ich Aufschläge übte. Gut lief auch das zunächst – bis sich das nächste, lang vergessene Gefühl einstellte: ein Schmerz in Bauch- und Rückenmuskulatur, hervorgerufen durch die Aufschlagbewegung aus dem Rücken heraus. Als ich auch diese Malaise dem kleinen Romain mitgeteilt hatte, meinte er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen: „Bon, dac, c’est pas grave – c’est moi qui fais des services donc maintenant?“ Na gut, ist ja nicht schlimm – soll ich jetzt aufschlagen?
Also schlug er mir seinen Aufschlag um die Ohren, den ich nach bestem Wissen und Gewissen returnte. Und wieder ging es gut – einige Minuten lang. Bis sich meine Oberschenkel meldeten und selbst Humpeln meine Fortbewegung nicht mehr adäquat beschrieb…
Nebenan ging inzwischen das große Kino weiter, die zwei Weltklasse-Herren waren zum Match übergegangen und ein toller Ballwechsel jagte den anderen. Nur zwischendurch guckten sie etwas verdutzt zu uns herüber, bei jedem neuen „Ay!“ (französisch für „Au!), das aus meinem Munde kam bei jeder neuen Stelle meines Körpers, die den Geist aufgab.
Auch Romain konnte irgendwann nicht mehr – jedoch vor Lachen. Und fragte schließlich: „Gibt es eigentlich irgendeine Stelle an Deinem Körper, die Dir nicht wehtut?“ Ich suchte nach einer Antwort, aber so spontan fiel mir da nichts ein…
L.