…war ich auf der Rückfahrt nach Deutschland umgeben. Und das wurde in dem Moment klar, als die strohblonde Frau und der dunkelhaarige Wurzelzwerg (wobei das nicht diskriminierend gemeint ist – ich HABE nichts gegen Wurzelzwerge!) sich an meinen Tisch im Thalys gesellten.
Gesellen kann man das aber vielleicht auch nicht direkt nennen, denn ohne auch nur guten Tag zu sagen, fingen sie gleich an, über die neuesten Nachrichten zu sprechen, über den Kosovo, die EU und darüber, wie sie neulich im Auto mit den Leuten von Burda (dem Verlag) gefachsimpelt hatten.
Wo man die zwei einordnen durfte, wurde schließlich klar, als Madame zum Telefon griff und Richard anrief. Vorher hatte sie über Richards Text über europäische Entwicklungshilfe gebrütet, hier und dort etwas angestrichen und ab und zu mal einen intellenten Kommentar gegenüber Wurzi gemacht. Als Richard schließlich an sein Telefon ging, sagte Madame: „Hallo Richard, hier ist die Annette – von der Welthungerhilfe…“
Journalistisch gesehen hätte ich vielleicht eingreifen sollen und versuchen sollen, mir ne neue Connection zu verschaffen, aber angesichts Annettes und Wurzis gar nicht willkommen heißender Art fühlte ich mich dazu nicht sehr ermutigt, dachte mir sogar: „Da sterb ich lieber arm und unbekannt als denen die Stiefel zu lecken…“
Aber diese negative Einstellung kam vielleicht auch von der Tatsache, dass ich immer noch kränkelte (auch jetzt noch), tausend Tonnen Gepäch dabei hatte und gar nicht in Plauderlaune war. So hörte ich also stillschweigend hinter meiner Zeitung dem unglaublich intellenten Gespräch dieser unglaublich intellenten Leute zu und hoffte nur, nicht auch so zu werden…
Der Kulturschock kam dann auf dem Kölner Bahnhof – ich stürzte aus deutsch-französischer Highsociety in die gute, alte Ruhrpott-Gesellschaft: schon auf dem Bahnsteig kamen mir 5 gleichaussehende Menschen (sollte wohl ne Familie sein) mit Currywurst inner Hand entgegen. Als ich in den Zug stieg wurde ich von drei in rot gekleideten Kölle-Fussball-Fans begrüßt (die natürlich über das letzte Spiel fachsimpelten) und als ich mich setzte, nahm gegenüber von mir eine junge Frau in Plateauschuhen Platz und packte die Bildzeitung aus.
Willkommen zu Hause, dachte ich da nur…
L.