…durfte gestern auf Pariser Straßen Musik machen, zur Fête de la Musique. Wir haben uns in die Menge der Zuhörer gestürzt und die Honks, die wir gesehen haben, haben uns Honks begeistert und mitgerissen…
Schlau wie Marion und ich uns glaubten, wählten wir als Ausgangspunkt für unsere Musiktour den Canal Saint Martin. Nicht ganz so viele, aber dafür nette Konzerte waren dort angekündigt für die Fête de la Musique. So trafen wir uns gegen 18 Uhr am Place de la République, liefen in Richtung des Wasserkanals. Zwanzig Minuten später waren wir zwar am Wasser, von Konzert aber weit und breit keine Spur. Niemals entmutigt setzten wir unseren Weg fort, um schließlich noch einmal 20 Minuten später eine kleine Bar an der Ecke zu finden, vor der wenigstens Instrumente standen – wenn es auch an Musikern noch mangelte.
Fröhlich ließen wir uns nieder, auf den einzigen zwei freien Stühlen. Um uns herum wehte eine frische Brise, Marion guckte ganz müde, hatte sie doch seit dem Morgen leichte Fieberattacken und fühlte sich nur halbstark auf ihren kleinen Beinchen. Das alles nahm uns jedoch nicht den Mut und noch einmal 20 Minuten später legte sie los, die Jazz-Band vor unserer Nase. Glück gehabt hatten wir mit unseren Stühlen, füllte sich die Straßenecke vor dem Café an der Ecke doch sogleich mit Leuten, die rythmisch zu Saxophon, Kontrabass, Keyboard und Schlagzeug hin- und herwippten.
Genug gewippt hatten wir kurze Zeit später und machten uns auf zu anderen Musikhonks dieser Nacht. Die horizontweite Musikleere des Canals betrachtend und das Kinderkonzert im Park nebenan hörend, entschieden wir spontan, Platz auf der Straße gegen mehr Musikvarietät einzutauschen – und fuhren nach Saint Michel, nicht weit entfernt von Notre Dame de Paris.
Nicht nur auf der Straße mussten wir jedoch fortan Platz machen, schon in der Metro enterten wild grinsende und singende Massen den Waggon, nahmen uns die Luft zum Atmen. In einem Schwung beförderten uns diese Massen bei Saint Michel auf den Bahnsteig, die Treppe hoch und auf den Bürgersteig. Dort trafen wir auf die ersten Rock-Honks des Abends – eine iranisch-französische Delegation von Cover-Metallern. Richtig mitgerissen hätten die die Massen, wären ihre Metallica-Cover nicht alle zwei Minuten von ohrenbetäubenden Rückkoppelungs-Pieps unterbrochen gewesen…
Die Cover-Metaller beim leider nicht erfolgreichen Lösen ihrer technischen Probleme…
So konnten auch Runden durch die Menge mit dem Bass in der Hand die Stimmung nach kurzer Zeit nicht mehr retten und wir machten uns auf zum nächsten Musik-Meilenstein: den Cowboys. Wahre Fans hatten sich diese Hütehonks mit ihrer waschechten Country-Musik schon gemacht – hier leider nur verschwommen dokumentiert…
Unsere Gruppe war inzwischen angeschwollen auf 4 Personen, ohne Marion (die wollte ihr Fieber doch lieber zuhause auskurieren), dafür aber mit meinen deutschen Telefonkolleginnen Krischlll und Lena und der kleinen, mexikanischen Telefonmaus Teresa. Und gemeinsam arbeiteten wir uns nach den Cowboys zur Sorbonne vor – über Schülerbands samt Schülerfanclubs, 80er-Cover-Bands und Gothic-Musikhonks.
An der Sorbonne angekommen, stürzte sich Krischlll sogleich in die Menge, wollte ganz vorne dabei sein, beim Techno-DJ-Kontest:
Technohonks am Werk (und nein, das ist nicht Krischlll!)…
Diese Begeisterung legte sich jedoch schnell wieder, nachdem Krischlll weder die Musik noch die Ellenbogen ihrer Mitmusikhonks mochte – und weiter ging es mit uns in Richtung Panthéon. Dort erreichten wir das Ende unserer persönlichen Musikreise – kleine Cover-Musikhonks, die die Massen erst mit Rockmusik vor idyllischer Panthéon-Kulisse mitrissen…
…und uns schließlich mit Queen-Covers ganz melancholisch machten.
L.