…bin ich diese Woche angekommen und hatte den wahrscheinlich letzten Unikurs meines Lebens. Wenigstens erinnern können werd ich mich wohl an den…
Ein letztes Mal „Intégration Régionale“ hatten wir mit unserem Prof Guillermo Hillcoat aus Argentinien und wie gewohnt kam er seine akademische, argentinische, halbe Stunde zu spät. Noch eine Viertel Stunde später war schließlich auch der letzte unserer 7 Kursteilnehmer eingetrudelt (als Reaktion auf die argentinische halbe bis ganze Stunde haben einige meiner Kameraden die studentische Dreiviertelstunde eingeführt – Hilli sieht das jedoch nicht so gerne).
Zum „Einspielen“ palaverte der großgewachsene, immer in schwarz gekleidete Argentinier wie jede Woche über dies und jenes, sprach zum Beispiel über Coca Cola Zéro. Für die Männer sei die ja geschaffen worden, meinte er. Weil die sich nicht trauten, Cola Light zu trinken. Er selber habe ja nie ein Problem damit gehabt, Cola Light zu trinken. Er mache auch viel Sport, erzählte er weiter. Auf seinem Heimfahrrad zu Hause, mehrere Male pro Woche. Und einen anderen Sport mache er, einen, der den Stress abbaute. Jaja, einen anderen Sport, fuhr Hilli fort – bis auch der Letzte unter uns verstanden hatte, von WELCHEM Sport er dort sprach…
Gedankenverloren (in die Arme welcher Frau träumte er sich da wohl gerade zurück…?) starrte mein kleiner Prof aus dem Fenster… klatschte dann plötzlich in die Hände und rief voller Eifer: „Allez – on va travailler!“ (Los an die Arbeit!)
Zwei Stunden lang bombadierte uns Guillermo daraufhin mit Graphen über Lateinamerika und Asien. Er erklärte uns die ökonomische Integration mit tausend verschiedenen Import- und Exportzahlen, so dass am Ende keiner von uns Studis mehr so richtig durchblickte. Auch Hilli hatte jedoch Schwierigkeiten mit dem Überblick, die Folien hatte er nämlich am Morgen irgendwo ausgegraben (deswegen stammten sie wahrscheinlich auch von 1995). Und jedesmal, wenn er eine neue der circa 30 Folien aus seiner Aktentasche kramte und auf den Overhead-Projektor legte, guckte er sie mit neugierigen Augen an. Die jeweilige Interpretation erarbeitete er live vor uns und begann sie generell mit: „Alors, cela devrait être…“ (Also, dies müsste jetzt… sein)
Zwei Stunden lang ging der Spaß also, bis schließlich einer von uns sagte, er müsse jetzt arbeiten gehen (immerhin hatte der Kurs insgesamt – mit Verspätung und Vorspiel – etwa 3 Stunden gedauert). So konnte sich Hilli schließlich nach kurzem Kampf von seinen geliebten Folien losreißen, grinste uns breit an und sagte: „Naja, wir sehen uns ja dann nächste Woche in der Klausur.“
Woraufhin ich schief zurückgrinste und mir dachte: heiterer als heute kanns jedenfalls nicht werden.
L.