Die Klimalüge…

…haben Marion und ich am Wochenende von Jacques Cheminade erklärt bekommen. Jacques (wie ihn seine treuen Anhänger vertraulich nennen) hätte gerne für die Präsidentschaftswahlen kandidiert, bekam aber die nötigen 500 Parrainages nicht zusammen (also die 500 Unterschriften von Bürgermeistern etc. um seine Kandidatur zu validieren). Warum bloß? fragten Marion und ich uns da…

Tatort des Geschehens war ein bunkerartiger Keller in Clichy im Norden von Paris. Ungefähr dreißig Personen hatten sich dort eingefunden, um dem großen Helden der Bewegung ‚Solidarité et Progrès‘ zu lauschen. So richtig frische Luft gabs im Untergeschoss zwar nicht, Pepp brachten aber die Plakate von der Bürgerrechtsbewegung Solidarität an der Wand mit Slogans wie „Zurück zur D-Mark für eine zielgerechte Wachstumspolitik“ oder „Die Antwort auf Europa ist Eurasia“.

Von Jaurès und Pierre Mendès-France erzählte Monsieur da, schweifte ab in philosophische Gefilde und riss immerhin seine Schaafe mit. Marion und ich jedoch fragten uns noch eine dreiviertel Stunde später, wovon Jacques eigentlich redete und entschieden dann, die Hühner zu satteln und den sympathischen Bunker zu verlassen in Richtung Konzert in der ‚Flèche d’Or‘.

Kurz auf Toilette wollte Marion da noch bevor wir gehen, woraufhin ich den ersten Fehler des Abends beging: ich fing an, mit dem Menschen an der Rezeption zu diskutieren. Bei so schönen Augen (Frauen sind doch wirklich zu einfach gestrickt…) störte es mich auch zunächst nicht, dass er wilde Antworten auf meine Fragen nach Konkreta gab: „Wir wollen einen Staatsstreich“ kam da. Und „Wir sind für flexible und gegen feste Wechselkurse, denn Letztere zerstören die Weltwirtschaft“. Natürlich versuchte ich, mir aus seinen Aussagen einen Reim zu machen, wurde jedoch bei jeder Gegenfrage weiter in die Verwirrung getrieben, weil Monsieur bei Widerworten anscheinend gelernt hatte, schnell das Thema zu wechseln. Selbst wenn ich mit einem „Ja, aber zurück zur ursprünglichen Frage..“ reagierte, kam er wieder auf irgendeine vergangene Epoche zu sprechen, erzählte wieder irgendwelche Fakten, die mit meiner Frage nicht wirklich etwas zu tun hatten…

Fünf Minuten später kam Klein-Marion vom Klo zurück und zwanzig Minuten später standen wir noch immer da und wurden überschüttet mit zusammenhanglosen Informationen. Dann passierte das zweite Drama des Abends: eins der anderen Schäfchen war inzwischen nach oben gekommen, hatte sich zu uns gesellt und meinte: „Ihr diskutiert hier oben und dabei könntet ihr doch einfach runtergehen und die Fragen direkt an Jacques stellen.“ Nicht wissend, wie wir da noch rauskommen sollten, guckten Marion und ich uns an und trotteten dem solidaren Menschen hinterher.

Unten angekommen redete Jacques immer noch von entfernten Philosophen und anderen Jahrhunderten bis ich irgendwann das Wort ergriff und meinte, Philosophie sei ja etwas Großartiges, jedoch sei ich dorthin gekommen, um konkrete Dinge zu hören – vor allem, was die sogenannte Klimalüge angehe und wie er denn wisse, dass seine Theorie richtig sei und nicht die im Moment allgemein Akzeptierte. Da war Jacques gar nicht erfreut, reagierte erstmal mit einem „Tja, weil ich ein Herz und einen Kopf hab und nicht dumm bin.“ und hielt dann einen naturphilosophischen Vortrag, um schließlich – eine Viertelstunde später – seine Theorie darzulegen: Mit der Klimalüge (also der Lüge, dass es am Menschen liege, dass die Erde sich erwärme) würden die Menschen davon abgehalten, zu produzieren. Letzten Endes liefe alles darauf hinaus, die Erdbevölkerung auf 3,5 Milliarden Menschen zu reduzieren, ganz im Sinne von Malthus, der ja ein steigendes Bevölkerungswachstum voraussagt und damit einhergehende sinkende Pro-Kopf-Erträge. Dass Malthus mit der industriellen Revolution erheblich in Frage gestellt wurde (da die Bevölkerung wuchs, die Pro-Kopf-Erträge jedoch auch), schien Jacques nicht zu stören. Und dass er all seine Zitate darüber, dass die Erdbevölkerung gesenkt werden solle, aus anderen Jahrhunderten oder von Menschenhatte , die nicht an der politischen Macht sind, störte ihn ebenso wenig.

Marion und ich versuchten eine Stunde lang, Gegenargumente zu präsentieren und uns gegen die wiederholten, verbalen Aggressionen von Jacques samt Schäfchen zur Wehr zu setzen. Schließlich jedoch sahen wir die Hoffnungslosigkeit der Situation ein und ließen die Philosophiediskurse und Nazi-Vergleiche Jacques‘ stillschweigend über uns ergehen (besonders gerne verglich er unsere heutige Welt mit einem riesigen KZ und schien das sogar witzig zu finden…).

Gegen 21 Uhr hörte Monsieur endlich auf zu reden, Marion und ich dackelten erleichtert nach oben, nur um dort wiederum von dem schönen Menschen an der Rezeption in eine lange Diskussion verwickelt zu werden (auch Marion kam einfach nicht von seinen Augen los!). Aus dem Gespräch herausgerissen wurde ich jäh von einem jungen Mann, der plötzlich zu mir meinte „Ich hab gehört, Du bist Deutsche.“ Er fügte hinzu, er sei von der Bürgerrechtsbewegung Solidarität und extra aus Berlin angereist gekommen, um (vergeblich) beim Wahlkampf mitzuhelfen. Dann erklärte er mir den Rest der Klima-Theorie: die Klimalüge sei aufgezogen worden, um vom Zusammenbruch der amerikanischen Weltwirtschaft abzulenken und davon, dass die USA den Krieg gegen den Iran schon komplett vorbereitet hätten. Uboote und Raketen seien in Stellung, warteten nur noch auf den Einsatzbefehl.

Als ich ihn daraufhin verwirrt (wie so oft an diesem Abend…) anguckte, meinte er nur: „Hast Du Morgen Zeit?“ Reflexartig schüttelte ich den Kopf, murmelte, ich hätte wahnsinnig viel zu tun. „Naja, dann komm einen der nächsten Tage vorbei und wir gucken unsmit nem Klimatologen ein Video an. Der erklärt Dir dann alles.“ entgegnete er daraufhin. Und ich sagte, ich wüsste nicht genau, ob ich das schaffen würde, aber wenn, würde ich mich schon melden…

Und um dem Spuk ein Ende zu bereiten, tippte ich Marion auf die Schulter (die versuchte immer noch (vergeblich), eine sinnvolle Gedankenkette aus dem schönen Mann an der Rezeption herauszukriegen) und wies sie auf unsere imaginäre Verabredung in einer halben Stunde hin. „Jaja“, sagte sie da voller Eifer, wir verabschiedeten uns leicht hektisch von den Solidar-Schaafen und stolperten zur Tür hinaus.

Ob die Klimaerwärmung hauptsächlich vom Menschen verursacht wird, wissen wir zwar tatsächlich nicht. Die Antwort darauf finden wir jedoch lieber OHNE Jacques und seine Schäfchengruppe heraus…

L.

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About Lisa (ich selbst)

Huhu! Ich bin Lisa. Seit 2005 wohne ich nun im schönen, kleinen Paris. Schön ist's hier, nette Leute gibt's und viele lustige Dinge passieren. Aber - lest doch einfach selbst... L.

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