…möchte Adil Houti, Chef des neuen Horrormuseums „Le Manoir“ in Paris. Ich habe mich da einmal hineingewagt.
Schon von der Straße aus ist lautes Gekreische zu hören. Durch das hohe Kalkstein-Tor kommt ein Zombie in weißem Hemd und schwarzem, halb zerrissenen Anzug geschlurft. Das linke Bein zieht er nach. Er knurrt leise, kommt immer näher, schnüffelt an meinem Haar. Dann schnellen seine Zähne nach vorne, verfehlen nur um Millimeter mein Ohr, das ich erschrocken zurückziehe.
„Wartest Du noch auf jemanden?“ knurrt Archibald und starrt mich an, mit seinen unnatürlich blauen Augen.
Ich nicke nur, kann mir ein Kichern nicht verkneifen.
„Gut“, sagt er und schlurft weiter, zu dem Pärchen neben mir. Die junge Frau schreckt zusammen, als er auf einmal von hinten an ihrem Haar schnüffelt.
In dem Moment kommt Louisa über die Straße auf mich zu gehüpft. „Oh, ich habe jetzt schon Angst“, sagt sie und lacht. Aber ein ganz entspanntes Lachen ist es nicht. Und als wir uns durch den hohen Eingang auf die Kassen zubewegen, hakt sie sich leicht verkrampft bei mir ein.
Archi bleibt bei den Wartenden – schnüffelnd und knurrend…
Für das neue Horrormuseum hat Direktor Houti 13 schreckliche Geschichten über Paris ausgegraben. Bekannte Episoden sind dabei wie zum Beispiel das Phantom der Oper oder auch Quasimodo von Notre Dame de Paris. Aber auch unbekanntere Stories sind vertreten – zum Beispiel die von dem Barbier und dem Konditormeister, die 1387 auf der Île de la Cité ihr Unwesen trieben: Ersterer schnitt Studenten – und zwar ausschließlich ausländischen – die Kehle durch, damit Letzterer sie in seinen Torten und Kuchen verarbeiten konnte. „Ein französischer Sweeney Todd sozusagen“, kommentiert Louisa, die Engländerin ist und für The Independent schreibt.
Geschichte für Geschichte arbeiten wir uns durch das Museum vor, zusammen mit einer vierköpfigen Familie, dessen Jüngste uns kollektiv am meisten Spaß bereitet: mit ihren lauten Schreien und dem fluchtartigen Wegrennen, wenn mal wieder eines der Monster ihr nachsetzt.
Aber auch mich lässt der Schrecken nicht unberührt. Denn auch extrem entspannte Unterwelt-Flanierer wie ich werden wohl so das eine oder andere Herzrasen erleben – bei alle den blutigen Monstern und Arme, die plötzlich aus dem Nirgendwo nach einem greifen…
Und das ist noch gar nichts, wie uns Museumschef Houti nachher erklärt:
Als nächstes will Houti übrigens ein Horrormuseum im Süden Frankreichs aufmachen. Die Station danach: Berlin.
L.