…gibt es ja nun zuhauf. Doch manchen scheint dies nicht genug – sie attackieren zusätzlich auf professionellen Netzwerken. Wie das Exemplar, das mich neulich kontaktierte…
„Hello Lise,
Danke, dass Sie meine Kontaktanfrage akzeptiert haben und willkommen in meinem Netzwerk!
Ich würde gerne mehr erfahren über Sie, Ihre Aktivitäten und Ihre Leidenschaften: Hätten Sie diese oder nächste Woche Zeit, mit mir zu Abend zu essen?
Beste Grüße,
E.“
Klingt ja eigentlich ganz nett, denke ich – trotz des Rechtschreibfehlers und dem Wort „Leidenschaften“, was meine linke Augenbraue leicht in die Höhe schnellen lässt. Und neue Kontakte sind in meinem Job ja nie von Nachteil…
Also antworte ich:
„Guten Tag E.,
Danke für Ihre Nachricht. Ja, kein Problem. Allerdings wäre es mir lieber, wenn wir uns auf einen Drink treffen, wenn Ihnen das nichts ausmacht.
Und nächste Woche würde besser passen – Donnerstag zum Beispiel?
Grüße,
Lisa.“
Sogleich die Antwort :
„Nächste Woche Donnerstag passt mir perfekt, Lisa. Ich nehme an, Sie finden, es ist weniger intim, etwas zusammen trinken zu gehen, als zu Abend zu essen…?
E.“
Da schnellt auch meine rechte Augenbraue in die Höhe. Dennoch schreibe ich:
„Ok.
Ehrlich gesagt geht es mir nicht darum. Aber ich habe auf Ihrem Profil gesehen, dass Sie Fan von Luxusrestaurants sind… Und das ist ein bisschen jenseits meines Budgets, als Freie…
Um wie viel Uhr passt es Ihnen?“
Woraufhin Monsieur antwortet:
„Lisa,
Selbst wenn ich ein Fan von Luxusrestaurants und gutem Wein bin, gehe ich doch nicht jeden Abend ins Restaurant. Wir können uns auch gerne bei Ihnen oder bei mir treffen – auf einen Sushi–Champagner-Abend. So haben wir zugleich Ruhe und Gutes zum guten Preis. Super Idee, oder?
E.“
Spätestens in dem Moment denke ich mir „ein bisschen komisch ist das ja schon…“. Dennoch starte ich einen letzten Anlauf zum Kennenlernen ohne Candle-Light:
„Also das IST mir jetzt zu intim. Ich schlage vor, wir kehren zum Ursprungsplan zurück: Treffen nächsten Donnerstag um 20 Uhr vor dem Hôtel de Ville? Lisa.“
Doch Monsieur lässt sich nicht beirren:
„Zu intim ? Ein bisschen Kühnheit und Spontaneität sind doch manchmal sympathisch, oder?
Aus meiner Zeit in Deutschland weiß ich, dass das Qualitäten sind, die viele deutsche Frauen französischen Frauen voraus haben. Deshalb bevorzuge ich auch die deutschen 🙂 „
Woraufhin ich den Fall für verloren erkläre:
„Ja, zu intim. Es sind wohl doch nicht alle deutschen Frauen gleich. Außerdem glaube ich, Sie haben sich im Netzwerk geirrt…
Schönen Tag noch
Lisa.“
Eine Nachricht, die nicht unbeantwortet bleibt:
„Warum im Netzwerk geirrt? Sollten wir wirklich immer Geschäftliches von Privatem trennen und nicht manchmal an jemanden unser Herz verlieren?“
Süß, doch überzeugt mich nicht:
„Äh…unser Herz verlieren? Und wir kommen wir dazu, durch ein Photo?? Im Übrigen gibt es zahlreiche deutsche Frauen in Paris, bei denen Sie vielleicht mehr Chancen haben – und die eher wohl dem Bild entsprechen, dass Sie von den Deutschen haben.
L.“
Und er daraufhin, reuevoll:
„Es tut mir leid, wenn ich mich falsch ausgedrückt habe: Ich habe keine Vorurteile deutschen Frauen gegenüber und ich wollte Ihnen auf keinen Fall zunahe treten. Im Übrigen finde ich Ihr Photo sehr bezaubernd und ich scheue mich nicht davor, zuzugeben, wenn ich mich einmal für jemanden begeistere.
E.“
Darauf antworte ich dann lieber nicht mehr – ich, mit meinem Herzen aus Stein…
L.