Wenn sie Heiratsanträge im Fernsehen sieht,…

…kommen meiner Freundin K. aus B. immer die Tränen – vor allem bei Forsthaus Falkenau. Hätte doch der gute Martin auch B.s eigenen, ersten Heiratsantrag organisiert. Dann wäre der bestimmt besser gelaufen.

Auszug aus einem Telefongespräch.

„Im Moment ist sowieso alles etwas schwierig mit [meinem Freund] P.“, sagt K. mit schwerer Stimme. „Wir wissen beide nicht so genau, wie es mit unserem Leben weitergehen soll – er muss seinen Sprachschein bestehen, um ein Visum zu bekommen [Monsieur ist Kambodschaner], und ich könnte bald von B. nach M. ziehen. Und dann hat er mir neulich auch noch einen Heiratsantrag gemacht…“

„Heiratsantrag?“, frage ich, plötzlich hellhörig. „Wie jetzt, das ist doch großartig!“

Aus der Leitung kommt nur ein verächtliches Schnauben.

„Aber das ist doch… was Du immer wolltest!“

„Jaaaa“, entgegnet sie. „Aber doch nicht soooo.“

Dann erzählt K.: „Es war einer dieser Tage, an denen ich nach zehn Stunden Arbeit nach Hause komme, eine Wohnung voller Döner-Tüten, einen leeren Kühlschrank und einen Play-Station spielenden, nur mit Boxershorts bekleideten Freund vorfinde.“

Schweigend stelle ich mir die Szene vor.

„Mir ist einfach der Kragen geplatzt, ich habe leicht hysterisch herumgeschrien und meinte schließlich, es wäre vielleicht eine gute Idee, wenn P. bis Weihnachten nach Hause flöge und wir erst einmal ein bisschen Abstand hätten.“

„Und was meinte er da?“, frage ich.

„Naja, er wurde ganz wuschelig, stammelte nur dreimal ‚Ich liebe Dich‘ und… verschwand auf einmal, in seinen Boxershorts, unter dem Wohnzimmertisch.“

„Unter dem Wohnzimmertisch?“

„Ja. Ich habs auch erst nicht gerafft – und dachte, was macht der da? Dann hab ich gesehen, dass er irgend etwas unter dem Sofa hervor geholt hat – und zwar … eine kleine, rote Schatulle. Die hielt er mir zwei Minuten später, flehentlich lächelnd, entgegen. In seinen Boxershorts.“

„Und…äh… da war dann ein Ring drin?“

Wieder ein Schnauben. „Ja. Der Ring seiner Patentante Erika, den er für mich neu hat einfassen lassen.“

„Fast wie im britischen Königshaus„, meine ich.

„Ja, ich weiß!“, entgegnet sie. „Und das ist ja irgendwie auch…“

„…morbide?“

„…ja, aber auch … schön. Das heißt eben, man soll zur Familie gehören…“

„Ja. Aber…?“

„Aber ich weiß nicht, ob ich das alles so will. Jetzt, in diesem Moment.“

„Und nach so einem Heiratsantrag“, sage ich.

„Ja. Und nach so einem Heiratsantrag. Den ich abgelehnt habe.“

Bei Forsthaus Falkenau wäre das Ganze bestimmt anders ausgegangen.

L.