…fielen uns am Wochenende die jungen Männer in der Bar La Peña in Saint Germain an.
Mit meinen beiden südamerikanischen Freundinnen Verónica (Bolivien) und Marina (Brasilien) hatte ich mich nämlich in die kleine Salsa-Disco im Keller gewagt – und gewagt war dies wirklich nennen, denn trotz deren Latinoblut konnten weder sie noch ich so richtig Salsa tanzen.
Entsprechend fehl am Platze kamen wir uns auch zunächst vor, als wir die heißen Salsapaare über die Tanzfläche fegen sahen, alle eng umschlungen und von einer Ecke in die andere wirbelnd. Und dennoch – die Herren ließen nicht auf sich warten und kaum hatten wir einen Fuß in den Keller gesetzt, kam auch schon der erste auf mich zugeschossen und meinte, mit mir tanzen zu müssen. Verlegen lächelnd meinte ich, ich könne die Schritte nicht, was ihn nicht davon abhielt, mich trotzdem auf die Tanzfläche zu ziehen. Das mit dem Tanzen klappte dabei nur so mittel – ich jedenfalls fühlte mich wie Puh der Bär und fragte mich ständig, wo denn nur mein Taktgefühl hin entschwunden sei…
Nach zwei Minuten Qual war das Lied zu Ende und erleichtert wenn auch leicht frustriert durch das fehlende Tanztalent stürzte ich zurück zu meinen Kumpaninnen. Die waren noch nicht attackiert worden von einem der Tanzbären in dem Partykeller, hatten nur grinsend unserer Performance zugeschaut.
Das mit der Attacke ließ jedoch nicht lange auf sich warten und kaum hatten wir angefangen, mitzuzappeln, kamen sie auch schon auf uns zugestürzt: Franzosen waren dabei, Afrikaner, Portugiesen – nur die Latinos fehlten in der Latino-Bar. Einer nach dem anderen forderte eine nach der anderen von uns auf, wobei wir ständig damit beschäftigt waren, uns nach jedem Tanz vor dem jeweiligen sympathischen Tanzpartner zu retten. Den sicheren Hafen erreichten wir dann wieder, tanzten drei Sekunden unter Mädels und wurden erneut attackiert.
Unter diesen ganzen Pseudo-Latinos war für mich nur einer dabei, der tatsächlich charmant war. Nachdem wir angefangen hatten, leicht hin- und herzuschwingen zu den ausnahmsweise mal gemächlichen Tönen, gewann er mit dem Spruch: „Rasierst Du Dich eigentlich unter den Armen?“ Ich guckte nur verdutzt. „Naja“, meinte er, „Deutsche Frauen rasieren sich doch nicht unter den Armen.“ Das alte Klischee packte er also aus, das Klischee der deutschen Frauen mit Haaren an den Beinen, unter den Armen und auf den Zähnen. Daraufhin zeigte ich ihm wortlos meine Zähne, um zu beweisen: da sind keine Haare auf meinen Zähnen. Dies verstand er natürlich nicht, die Franzosen haben nämlich ein anderes Sprichwort für „selbstbewusste“ Frauen: avoir bec et ongles, also Schnabel und Krallen haben. Trotzdem erklärte ich ihm, das sei ein Gerücht, deutsche Frauen könnten wohl durchaus weiblich sein und die Erfindung des Rasierers sei selbst bis in deutsche Lande durchgedrungen…
Halbwegs zufriedengestellt meinte Monsieur daraufhin: „Also ich jedenfalls hab mich seit zwei Tagen nicht gewaschen. Ich war nämlich auf ner Party gestern Abend und ne frische Unterhose konnte ich auch nicht anziehen.“ Noch verdutzter guckte ich ihn daraufhin an, registrierte den trotzdem noch angenehmen Duft und dachte in Zeiten der Ressourcenknappheit: „Mein Traummann!“
L.