Mein Telefonmausdasein…

…ist nun fürs Erste beendet – jedenfalls als deutsche Maus.

So saßen wir zehn Telefonkandidaten heute ein vorerst letztes Mal (die Umfrage wird ja zweimal pro Jahr gemacht, also das nächste Mal im Juli) in unserem Lieblingstelefonraum mit unserem Lieblings-Chef d’équipe („Lieblings“ denn er schreit uns gar nicht mehr an…). Fünf Interviews sollten wir noch machen, was wirklich lächerlich wenig war angesichts der Tatsache, dass wir sonst in einer Vier-Stunden-Schicht etwa 20 machen. Und trotzdem hat es bis zur letzten Minute gedauert, bis wir endlich diese fünf Interviews im Kasten hatten. Continue Reading →

Moderne Kunst…

…ist ja nun nicht für jederman etwas, hab ich gestern wieder festgestellt. Da hüpf ich also mit der kleinen Marion zum Palais de Tokyo, da an dem Abend für uns Musée-d’Orsay-Karteninhaber der Eintritt umsonst ist.

Schon in der Eingangshalle werden wir begrüßt von einem riesigen Gülleflatschen in Form eines zerquetschten…Dinosauriers? Genau wissen wir das nicht, froh sind wir aber, nicht gerade gegessen zu haben.

Weiter gehts zu „Kunstobjekten“ wie einer durchgebrannte Lüftung, umgeworfenen Stühlen oder auch sadistischen Bildern, die wir nur bis zur Hälfte schaffen, so abstoßend sind sie (als wir die kleine Galerie in der Ausstellung verlassen, sehen wir auch das Schild: Kindern unter 16 wird vom Besuch der Bildersammlung abgeraten).

Schön ist auch die Sammlung Schimmelpilze oder das Güllesofa, die in uns spontan den gleichen Wunsch hervorrufen wie der Gülleflatschen in der Eingangshalle.

Herrlich erfrischt treten wir also heraus aus diesem Kunstpalast und sind heilfroh, keinen Eintritt bezahlt zu haben – als wir den roten Zähler über der Tür sehen.

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„Das ist die Zeit, die es noch dauert, bis die Sonne explodiert.“ erzählt uns strahlend die Frau an der Kasse. Und auf meine Frage, ob das irgendeine wissenschaftliche Fundierung hätte, sagt sie nur, nein, das habe ein Künstler gemacht (und wieder dieses Strahlen auf ihrem Gesicht). Daraufhin grinse ich nur schief und sage: „Aha, na da sag ich jetzt lieber mal nichts zu…“ Und ihr Strahlen erlischt mit einem Schlaf, sie guckt in die andere Richtung…

Marion und ich hüpfen endgültig aus dem großartigen Kunstpalast, gucken uns kopfschüttelnd an und ich meine nur: „So würd ich auch gerne mal mein Geld verdienen…“

L.

Zottelige Amis…

…haben wir gestern in der Ubahn getroffen. So fuhren Valentin, Peter (zwei kleine Tiroler) und ich nach nem kleinen Konzert im 18. Arrondissement seelenruhig und leicht erschöpft nach Hause.

Und plötzlich kommen diese drei Höhlenmenschen in unsere Bahn. Einer mit roten Haaren zugewachsenem Gesicht und hellblauer Wollmütze aufm Kopf, der andere braune Haare (natürlich auch zugewachsenes Gesicht) und Hut und der dritte hatte zwar kein zugewachsenes Gesicht, aber lange Haare und son dreifarbiges (in Bob-Marley-Farben), einzentimeterbreites Band quer im Haar (also praktisch wie ein Stirband nur irgendwie misslungen).

Bei mir riefen die Gesellen natürlich spontan einen kleinen Lachanfall hervor, den ich jedoch zu unterdrücken suchte – man soll den kleinen Ausländern ja keinen schlechten Empfang bieten, dachte ich mir als kleine Ausländerin. Ganz in Ami-Manier sprach uns dann auch einer der Zottel an: „Are you guys going to party now?“ Nein, antworten wir guys, wir hätten schon Party gemacht bzw. seien aufnem Konzert gewesen und die anderen zwei wollten schnell inne Heia, sie müssten schließlich morgen früh aufstehen.

„Have you guys some wheat?“ kam die nächste Frage aus dem zugewachsenen Mund. Auch das mussten wir brave Menschen verneinen, wir wüssten auch nicht, wo man sowas herbekomme. Dass er Investment Banker wäre, erzählte mir dann eine der Zottelfiguren, worauf ich ihn nur zweifelnd ansah und fragte, ob er denn den Hut bei seiner Arbeit anbehälte. Daraufhin lachte die ganze haarige Gesellschaft und sagte, das sei ein „joke“ gewesen und sie arbeiteten als Graphikdesigner, würden Aufkleber machen.

Nacheinander verließen mich Valentin und Peter, hüpften winkten aus der Ubahn, so dass ich schliesslich alleine mit den Höhlenmenschen blieb. Die erzählten mir von Deutschland, wo sie vorher gewesen waren, und davon, dass München ja nun freundlicher und einfacher zu verstehen sei, als Paris. Auch dabei zuckte ich leicht mit der Augenbraue mir einen Bayern vorstellend, die ja so schon kaum zu verstehen sind, auf Englisch geht das ja dann gar nicht mehr …   😉

Schließlich machte mir die Haargang um zwölf und kurz bevor sie selber aus der Bahn hüpften noch ne Valentinsfreude (an dieser Stelle: fröhlichen Valentinstag an alle!) und schenkte mir ein selbstgebasteltes Valentinsherz, woraufhin ich nur dachte, sind ja eigentlich ganz nett, diese Zottelmenschen…

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L.

Schöne, heile Welt…

…in Münster, hab ich mir nur gedacht, als ich in eine der Nebenstraßen zum Schloss dieses Haus sah:

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Eine schicke Kombination sind die Wasserstreifen unter den Festern und der Dachrinne mit dem verbeulten Schild auf dem Bürgersteig. Die Krönung des Ganzen ist aber eindeutig die gekreuzigte Puppe links obencimg0313.JPG

– ein Sinnbild dafür, dass das Haus für alle anderen Münsteraner Häuser mitleidet…?

L.

Die deutschen Sicherheitsbeamten…

…sind ja nix gegen die Französkes, hab ich jetzt wieder festgestellt. Beide hab ich nämlich in den letzten zwei Tagen getestet, auf meinem Weg von Paris nach Münster und zurück.

So steh ich also Freitag Morgen am Security Check am Flughafen Charles de Gaulle im Norden von Paris und beobachte, wie der englische Gentleman vor mir nacheinander seine Jacke, seinen Gürtel und seine Schuhe auszieht – jeden Moment rechne ich damit, dass er die Hosen runterlassen muss und eine karierte Boxershort zum Vorschein kommt. Dies jedoch passiert nicht, die Beamten beschränken sich darauf, sowohl ihn als auch sein Handgepäck einer halben Leibesvisitation zu unterziehen.

Das liegt bestimmt an seinem gefährlichen Aussehen, denke ich mir nur leicht vergnügt – bis ich an die Reihe komme. Die Schuhe darf ich anbehalten, Mantel, Schal und Gürtel hingegen müssen aus und der Laptop aus der Tasche. Unbefangen tapse ich durch den Metalldetektor, der natürlich spontan zu piepen anfängt, woraufhin die Beamtin hinter der Schleuse auf mich zuhüpft, mit ihrem Handmetalldetektor bewaffnet.

Natürlich findet sie bei einem friedliebenden Menschen wie mir keine Waffe oder Ähnliches, was jedoch nicht heißt, ich hätte die Tortur überstanden. Nein, die Beamtin an der Röntgenmaschine (oder wie auch immer man dieses Durchleuchteding nennt) verschwindet mit ihrem Armen schon fast in meiner Tasche, bringt alle meine natürlich höchst persönlichen Dinge zum Vorschein (alte Kaugummipapierchen, nicht funktionierende Kulis etc.). „Aaa“, sagt sie dann plötzlich und hält die kleine Tube mit Shampoo in der Hand, die ich bei meinem letzten Hotelbesuch „geschenkt“ bekommen habe. Das ginge aber nicht, erklärt sie mir dann, das sei eine Flüssigkeit und die dürfe nicht mit ins Flugzeug. Verdutzt gucke ich sie an, aber ehe ich mich von diesem Schock erholen kann, zeigt der Kollege neben mir mit einem Schrei auf die Kolaflasche in meiner Hand. Auch diese sei nicht erlaubt, meint er dann, woraufhin ich erkläre, ich würde sie noch vor dem Abflug austrinken und dann brav in den nächsten Müll befördern – schließlich habe er ja Recht, ne Kolaflasche sei schon ne gefährliche Waffe, noch dazu, wenn sie nicht leer sei…

Auf meinen urkomischen Witz hin lacht der Beamt jedoch gar nicht, nein, seine Miene versteift sich und er sagt, ohne mich dabei anzuschauen: „Es könnte ja sein, dass da Gift drin ist.“

Da weiß ich nun wirklich nicht mehr, was ich sagen soll, packe meine Sachen und hüpfe Richtung Flugzeug davon.

Auf das gleiche Spiel hatte mich am Flughafen Dortmund beim Rückflug gefasst gemacht, extra jegliche Shampoos oder auch gefährliche Kolaflaschen in meinen Rucksack umgepackt und mit aufgegeben – und was passiert? Frieden. Kein Mensch verschwindet mit seinen Armen halb in meiner Tasche, den Gürtel kann ich ausziehen, muss ich aber nicht und die Menschen grinsen mich sogar an. Fazit – Franzosen sind doof, Deutsche nicht? Naja, wenigstens müssen die Franzosen nicht mehr damit rechnen, von wild gewordenen Terroristen mit Kolaflaschen attackiert zu werden…

L.

Mein Lieblings-Automat…

…will mir wohl nicht mehr seine treuen Dienste leisten. So funktioniert in unserer guten, alten Sorbonne zwar nur einer der vier Automaten, dieser jedoch lieferte mir seit eh und jeh meine Cola umsonst.
Immer nämlich wenn ich mein ein-Euro- oder zwei-Euro-Stück dort einschmiss, erschien links unten meine Cola und drückte ich dann auf den „Geld zurück“-Knopf, purzelte rechts unten mein Geld wieder raus. Manchmal gab Herzilein mir gar mehr wieder, als ich eingeschmissen hatte…

Das Beste dabei war, dass mein Lieblings-Automat so anscheinend nur mich behandelte, die anderen mussten immer brav ihre Cola bezahlen und guckten mich jedes Mal erstaunt an, wenn ich wieder meine „gratos“-Coke bekam.

Die guten, alten Zeiten, in denen ich nie Geld in die Uni mitbringen musste, weil ich mir ja für 5 Minuten immer eben mal irgendwo nen Euro leihen konnte, sind nun aber anscheinend vorbei! Skandalöserweise kam nämlich gestern kein Geld mehr raus, ja, mit Müh und Not kriegte ich meine wohlverdiente Cola…

Seht selbst, die Anzeige auf dem Automaten zeigt ganz klar „00“, vorher hatte ich immer noch 1 Euro Kredit nach dem Ziehen meiner Cola…

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Ich hoffe, das wird nicht zur Gewohnheit!

L.

Dramatische Lebensgeschichten…

…bekommen wir mit, als Telefonmäuse (siehe Am Telefoooon).

Und das sind dann meist Antworten, bei denen einem mulmig wird, wie zum Beispiel:

„Ist grade schlecht“, sagt die Grabesstimme, „Wir hatten heute einen Todesfall in der Familie.“

Oder: „Ich kann nicht, ich muss mich um meine querschnittsgelähmte Tochter kümmern.“

oder: „Ich bin zu 80 Prozent behindert, ich kann nicht…“

oder auch (mein Favourite): „Ich stecke gerade mitten in der Scheidung von meiner Frau, das ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt…“

Also – wenn Ihr Spasss am Leben haben wollt, werdet doch auch Telefonmäuse… 🙂

L.

Der arme Mann…

…dachte ich nur, als ich neulich nach meinem 5minuten-Gespraech das Telefon auflegte.

In einem Anfall von WG-Verzweiflung da Schlafmangel da Durchgangszimmer hatte ich mich naemlich angemeldet, bei recherche-colocation.com, also bei einer WG-Suche und -Angebotsseite fuer Wohnungen in Paris. Schon vergessen hatte ich das aber zwei Tage spaeter und als ich dann den Anruf bekomme und mir jemand sagt, er haette meine Anzeige gesehen, da weiss ich erst gar nicht, worum es geht.

Also klaert er mich auf ueber meine Zimmersuche, die ja nicht mehr aktuell ist oder doch? Genau diese Frage stelle ich mir, als ich mit ihm rede und sage erst: „Oeeh, ich hab schon was..“, dann „Aber was bieten Sie denn an?“. So ist der Mensch gegenueber nach zwei Minuten komplett verwirrt und als ich dann auch noch anfange leise zu sprechen, weil mein Mitwohni nebenan ist, weiss Monsieur am anderen Ende der Leitung gar nicht mehr weiter.

So erklaere ich ihm die Situation, dass ich ein Durchgangszimmer hab, mich zwar wohlfuehle in der WG aber teilweise gar nicht schlafe. Mein Gespraechspartner versteht es halbwegs, muss sogar lachen und erzaehlt mir, dass auch er nicht weiss, ob seine Mitwohni wirklich geht oder nicht und wann sie, wenn sie geht, denn geht. So sage ich nach 5 Minuten hin und her, dass ich mich eventuell nochmal melde, wenn sich meine geistige Verwirrtheit verfluechtigt habe.

Zurueckgerufen hab ich dann doch nicht – nachdem mein Mitwohni mich darueber aufgeklaert hatte, wo Monsieur Wohnungsanbieter seine Wohnung anbietet – naemlich gleich neben Pigalle… und da gibt’s viel Licht, vor allem rotes…

L.

Klausurenstress…

…machen sich hier höchstens die Studis – nicht jedoch die Profs, wie es scheint.

Da komm ich heute also überpünktlich zu meiner Klausur um 13.00 Uhr und finde dort nur eine kleine Karine und einen kleinen Thomas, die sagen: „Duchêne (unser Prof) war kurz da und hat gesehen, dass die Klausur für 13.00 Uhr angesetzt ist. Dann meinte er: öch nee, ich hab noch nicht zu Mittag gegessen, wir fangen ne halbe Stunde später an und ist abgedampft.“ Ungläubig starre ich sie an, warte auf den großen Lachanfall, der aber leider nicht kommt. So setze ich mich resigniert neben die beiden auf die Treppenstufe, beobachte von dort aus, wie nach und nach alle anderen Klausurmäuse angedackelt kommen. Continue Reading →